Bruderkrieg eskaliert Hamas stellt Fatah-Kräften Ultimatum

Gaza (RPO). Die innerpalästinensische Auseinandersetzung zwischen der radikalislamischen Hamas und der gemäßigten Fatah spitzt sich offenbar zu. Nach den 17 Toten in der Nacht zum Dienstag forderte die Hamas nun die mit der rivalisierenden Fatah verbündeten Sicherheitskräfte ultimativ auf, ihre Stellungen im Gazastreifen zu verlassen.

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Foto: AP

In einem Radiosender hieß es, die Hamas habe bereits die Kontrolle über Sicherheitseinrichtungen im Norden und in der Mitte des Gazastreifens sowie in der südlich gelegenen Stadt Chan Juni übernommen. Die Hamas warnte über den Lautsprecher einer Moschee in Gaza, sie werde den Sitz des Präventiven Sicherheitsdienstes angreifen, der der Fatah nahe steht.

In den vorherigen 36 Stunden waren die Kämpfe zwischen Fatah und Hamas außer Kontrolle geraten. Unbekannte griffen das Wohnhaus des palästinensischen Ministerpräsidenten Ismail Hanija mit einer Granate an. Die Fatah sprach wortwörtlich von "Krieg".

Verletzt wurde bei dem Angriff auf Hanija niemand, doch entstand einiger Sachschaden. Der Hamas-Politiker hielt sich zum Zeitpunkt des Angriffs in dem Haus am Rand der Stadt Gaza auf, wie aus Sicherheitskreisen verlautete. Erst am Montag war das Haus in der Flüchtlingssiedlung Schati beschossen worden.

Die Situation könne nur noch als Krieg bezeichnet werden, sagte Fatah-Sprecher Maher Mikdad am Abend. In einer Botschaft der Fatah wurden alle Mitglieder aufgerufen, alle politischen und militärischen Führer der Hamas anzugreifen. Für Empörung sorgte bei der Partei des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas vor allem der Überfall auf den Fatah-Funktionär Dschamal Abu al Dschedijan, der am Montagabend im nördlichen Gazastreifen aus seinem Haus gezerrt und mit 45 Schüssen getötet wurde.

Sowohl Abbas als auch Ministerpräsident Ismail Hanija von der Hamas riefen zuvor erneut zur Einstellung der Kämpfung auf, doch verhallten ihre Appelle ungehört. Auch scheiterten die Versuche, eine neue Waffenruhe zu vereinbaren. Beobachter sprachen von den schwersten Kämpfen seit der Regierungsübernahme durch die Hamas.

Um den innerpalästinensischen Konflikt zu bereinigen, wurde die Fatah im März an der Regierung beteiligt. Im Streit über die Kontrolle der Sicherheitskräfte flammten Mitte Mai aber neue Kämpfe zwischen Fatah und Hamas auf. Seitdem kamen dabei mehr als 80 Menschen ums Leben.

(ap)
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