Aufruhr in Frankreich Hass-Komiker Dieudonné will Justiz austricksen

Paris · Der als antisemitisch kritisierte französische Komiker Dieudonné will mit einer neuen Show ein Auftrittsverbot der Justiz umgehen. In einer Videobotschaft an seine Fans wirft er der Politik vor, ihm den "Krieg" erklärt zu haben.

Der wegen seiner antisemitischen Äußerungen in der Kritik stehende Künstler kündigte am Samstag an, statt des scharf kritisierten Programms "Le Mur" (Die Mauer) eine neue Show zeigen zu wollen. Sein Anwalt sagte, das Auftrittsverbot gelte speziell für "Le Mur". Dieudonné versicherte, er werde dieses Stück nicht mehr spielen.

Dieudonné sagte am Nachmittag vor Reportern, er hoffe durch den Verzicht auf das umstrittene Stück "die Affäre Dieudonné" beendet zu haben. Er werde "Le Mur" künftig nicht mehr spielen. In "einem Rechtsstaat" müsse "man sich dem Recht beugen". Zuvor hatte der 47-Jährige erklärt, trotz eines polizeilichen Verbots in Paris auftreten zu wollen, doch wolle er dabei ein neues Bühnenprogramm mit dem Namen "Asu Zoa" präsentieren.

Das neue Programm soll sich nach Angaben des Künstlers aus "überlieferten Mythen und primitivem Volksglauben" speisen. Es enthalte Musik, Tanz und "einige Tai-Chi-Bewegungen", erklärte Dieudonné in einer Videobotschaft. Der Komiker sagte, er habe es in drei Nächten geschrieben. Sein Anwalt Jacques Verdier sagte, "Asu Zoa" drehe sich um ein "anderes Thema" als die Show "Le Mur", die Kritiker als judenfeindlich gewertet hatten. Das Verbot erstrecke sich daher nicht auf das neue Stück.

Der Polizeipräsident von Paris hatte die für Samstag, Sonntag und Montag und Mittwoch geplanten Auftritte Dieudonnés in der Hauptstadt untersagt. Auch in anderen Städten verhängten Gerichte ein Verbot.

Trotz der Absetzung des umstrittenen Bühnenprogramms gab sich Dieudonné in der am Samstag veröffentlichten Videobotschaft weiter kämpferisch. Seine Fans rief er zum Kauf seiner DVD auf: "Je mehr Ihr seid, desto länger kann ich meinen Kampf fortsetzen." In dem Video warf er außerdem Innenminister Manuel Valls vor, ihm "den Krieg erklärt" zu haben. Valls hat den örtlichen Behörden empfohlen, die Auftritte Dieudonnés zu verbieten.

Der Minister sieht in den Auftritten keine humoristischen Veranstaltungen, sondern politische Versammlungen, bei denen der Komiker antisemitische und rassistische Parolen verbreite. Die Debatte um den mehrfach wegen antisemitischer Äußerungen verurteilten Komiker schlug zuletzt in Frankreich hohe Wellen. Dieudonné, der Kontakte zu Rechtsextremisten und Holocaust-Leugnern unterhält, ist unter anderem für den sogenannten Quenelle-Gruß bekannt.

Die Geste erinnert an den Hitler-Gruß, wird von Dieudonné aber als systemkritische Geste dargestellt. Zuletzt mehrten sich die Fälle, bei denen Sympathisanten Fotos im Internet veröffentlichten, die sie beim Zeigen des Grußes abbildeten. Am Samstag teilte ein Vertreter der Gemeinde von Gières im Südosten Frankreichs mit, der örtliche Polizeichef sei wegen Zeigen des Quenelle-Grußes im Dezember suspendiert worden.

(AFP)
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