Präsidentschaftskandidatin Feindbild Hillary

Washington · Nach Bekanntgabe ihrer Präsidentschaftskandidatur ist Hillary Clinton für die Republikaner Gegnerin Nummer eins. Das beweisen sie mit der Kampagne "Stop Hillary". Dabei engagierte sich die 67-Jährige einst selbst in der Partei.

US-Wahl 2020 - Kandidaten und Bewerber für Präsidentschaftswahl heute
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Das sind die Kandidaten für die US-Präsidentschaftswahl 2020

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Foto: dpa/Matt Rourke

Es sind düstere Bilder, aufgenommen im Dämmerlicht. An einer tristen Straße, gesäumt von heruntergekommenen Mietskasernen, warnt ein Schild, dass es hier in eine Sackgasse geht. Leere Fensterhöhlen sind mit Sperrholz verrammelt, an einer Parkuhr hat sich eine alte Gardine verhakt.

Dann lässt der Regisseur Zeitungsschlagzeilen über eine Klinkerwand flimmern. Fette Überschriften, die davon handeln, dass eine Spende für die Stiftung Bill Clintons einen Ethikpakt verletzte, den Bill mit dem Weißen Haus schloss, bevor seine Frau Außenministerin wurde. Hillary verkörpere die Washington-Maschine in ihrer schlimmsten Form. Sie stehe für Arroganz der Macht, Korruption und Vertuschung, kommentiert eine Sprecherin, während finstere Szenen den Eindruck erwecken, als stammten sie aus einem Schwarz-Weiß-Film über den Mafiapaten Al Capone.

Kaum hatte Hillary Clinton ihre Kandidatur fürs Weiße Haus verkündet, ließ der konservativ-libertäre Senator Rand Paul auch schon den ersten "Attack Ad" schalten. Den ersten jener berüchtigten Wahlkampfstreifen, die den politischen Gegner persönlich angreifen, nicht selten unterhalb der Gürtellinie.

Seit einigen Tagen feuern die Republikaner aus allen Rohren. Sie sehen in Hillary Clinton die härteste Rivalin im Ringen ums Oval Office. Überraschend kommt das für keinen. Doch es gibt einen Vorgeschmack darauf, was für eine Schlammschlacht bis November 2016 noch geführt werden dürfte.

Man müsse es besser machen als unter Barack Obama und Bill Clinton, deren Außenpolitik "die Beziehungen zu unseren Verbündeten beschädigte und unsere Feinde ermutigte", rügt Jeb Bush, der Ex-Gouverneur Floridas. Bush wird wohl schon bald offiziell an den Start gehen, womit die Wahl ganz im Zeichen des Duells zweier politischer Dynastien stehen dürfte: die Bushs gegen die Clintons.

Scott Walker, der Gouverneur von Wisconsin, ist für manche ein Geheimtipp. Walker versucht es mit dem üblichen Muster relativ frischer Gesichter, die zur Rebellion gegen die Seilschaften des verkrusteten Hauptstadtbetriebs ermuntern. Clinton habe diese "Washington-weiß-alles-besser-Mentalität", die das Land ja gerade hinter sich lassen wolle, wettert Walker.

Reince Priebus, Vorsitzende der Republikaner, vergleicht die frühere First Lady mit Richard Nixon, dem Schurken des Watergate-Skandals, indem er ihr Geheimniskrämerei und Täuschungsmanöver unterstellt. Wer sich auf einer Website der Grand Old Party verpflichtet, sich mit allen Kräften gegen sie zu stemmen, wird mit einem "Stop Hillary"-Aufkleber fürs Auto belohnt, in Form eines Stoppschilds.

Das alles erinnert an eingespielte Reflexe. In Clintons Fall wirkt es umso paradoxer, weil sie sich eigentlich gut mit den Republikanern versteht, mit einigen sogar blendend. Bob Gates zum Beispiel, Verteidigungsminister sowohl unter George W. Bush als auch unter Barack Obama, merkt in seinen Memoiren an, dass er eine sehr starke Partnerschaft mit der Chefdiplomatin Clinton aufgebaut hat. "Teils lag es daran, dass wir bei fast jeder wichtigen Frage einer Meinung waren." Der ergraute Senator John McCain, weltpolitisch ein Hardliner, zählt Clinton zu seinem Freundeskreis. Im vergangenen Jahr lud er sie zu einer Strategiekonferenz nach Arizona ein. Ein Treffen gespickt mit Lobeshymnen. Man müsse lange suchen, um jemanden zu finden, der genau wie sie über die "Herausforderungen rund um den Globus" im Bilde sei.

Aufgewachsen in einer typischen Mittelschichtenfamilie im Vorortgürtel Chicagos, engagierte sich Hillary Rodham, als sie politisch aktiv wurde, übrigens zuerst bei den Republikanern. An der High School war sie ein "Goldwater Girl". Damals rührte sie die Werbetrommel für Barry Goldwater, einen erzkonservativen Senator, der 1964 ins Weiße Haus strebte, sich jedoch Lyndon B. Johnson geschlagen geben musste. Noch zum Studium am Wellesley College reiste sie mit Goldwaters Klassiker ("Das Gewissen eines Konservativen") im Koffer an, ehe sie irgendwann zu den Demokraten wechselte. Es sei eine Wende, über die man mit ihr herrlich plaudern könne, betont Gates.

(RP)
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