Nordkorea Neue Hinweise auf Mordanschlag gegen Kim Jong Uns Halbbruder

Kuala Lumpur · Der älteste Halbbruder von Nordkoreas Machthaber ist tot. Wahrscheinlich wurde Kim Jong Nam in Malaysia Opfer eines Giftanschlags. Südkorea wirft dem Norden vor, dahinter zu stecken.

 Das Bild zeigt Kim Jong Nam im Jahr 2010 nach einem Interview.

Das Bild zeigt Kim Jong Nam im Jahr 2010 nach einem Interview.

Foto: ap

Die Hinweise auf einen Mordanschlag gegen den ältesten Halbbruder des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un verdichten sich. Die Polizei in Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur bestätigte, dass der 45-jährige Kim Jong Nam auf dem internationalen Flughafen der Stadt angegriffen wurde. Auf dem Weg in ein Krankenhaus starb er dann. Die Leiche wurde am Mittwoch zur Obduktion in eine andere Klinik gebracht. Südkoreas Geheimdienst warf Nordkorea vor, seit Jahren einen Anschlag geplant zu haben. Kim Jong Nam war in Nordkorea in Ungnade gefallen und lebte zuletzt meist in China.

Der Angriff ereignete sich nach einem Bericht der malaysischen Zeitung "The Star" bereits am Montag. Der Fall wurde aber erst am Dienstag publik. Unterschiedliche Darstellungen gab es darüber, wie Kim Jong Nam überfallen wurde. Offiziell gab es von der Polizei dazu keine Informationen. Die malaysischen Behörden machten auch keine Angaben, wann das Ergebnis der Obduktion bekanntgegeben werden sollen.

In verschiedenen Berichten hieß es, Kim Jong Nam sei von zwei Frauen — angeblich Agentinnen des nordkoreanischen Geheimdienstes — ein giftiges Spray ins Gesicht gesprüht worden. Andernorts war davon die Rede, dass ihm ein Tuch mit Gift auf Mund und Nase gedrückt worden sei. Die beiden mutmaßlichen Täterinnen sollen anschließend mit einem Taxi geflohen sein. Klarheit über den genauen Hergang sollen die Aufnahmen der Flughafen-Überwachungskameras bringen.

Ein Fernsehsender in Südkorea hatte anfangs berichtet, der 45-Jährige sei mit "Giftnadeln" gestochen worden. Polizeisprecher Dato Abdul Samah sagte zu solchen Berichten nur: "Wir untersuchen die Ursachen des Todes und warten auf das Ergebnis der Obduktion." Kim Jong Nam soll sich nach dem Angriff an den Informationsschalter des Flughafens gewandt haben. Wegen heftiger Kopfschmerzen sei er dann zunächst in die Flughafenklinik gebracht worden.

Der 45-Jährige war der älteste Sohn des früheren Diktators Kim Jong Il und wurde früher auch als möglicher Nachfolger gehandelt. Dann fiel er jedoch in Ungnade. Nach dem Tod des Vaters im Dezember 2011 rückte sein jüngerer Halbbruder an die Spitze des kommunistischen Staates auf. Kim Jong Nam lebte die vergangenen Jahre überwiegend in China und südostasiatischen Ländern.

Südkoreas Geheimdienstchef Lee Byung Ho behauptete vor Abgeordneten in Seoul, dass der Nordkoreaner einem Giftanschlag zum Opfer gefallen sei. Das Regime in Pjöngjang habe seit fünf Jahren versucht, Kim Jong Nam aus dem Weg zu räumen, sagte Lee nach Angaben des Vereinigungsministeriums. Wie genau Kim, der zuletzt unter dem Schutz der chinesischen Regierung gestanden habe, umgekommen sei, sei noch unklar.

Über die möglichen Motive für den mutmaßlichen Anschlag wurde auch in Seoul spekuliert. "Es ist schwierig zu sagen, warum er getötet wurde," sagte ein Sprecher des Vereinigungsministeriums.

(rent/dpa)
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