Mubarak übergibt Macht ans Militär Historischer Machtwechsel in Ägypten

Kairo (RPO). Wochenlange Massenproteste haben den ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak nach 30 Jahren Alleinherrschaft in die Knie gezwungen: Vizepräsident Omar Suleiman verkündete am Freitag den Rücktritt des Staatschefs und die Machtübernahme durch die Armee. Mubarak zog sich in seine Residenz in Scharm el Scheich am Roten Meer zurück.

Februar 2011: Mubarak tritt zurück - Jubel in Ägypten
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"In Anbetracht der schwierigen Umstände, durch die das Land derzeit geht, hat Präsident Mohammed Husni Mubarak entschieden, den Posten des Staatschefs abzugeben", sagte Suleiman in einer Fernsehansprache. Mubarak habe die Führung des Landes an den obersten Militärrat übergeben.

Verteidigungsminister Mohammed Hussein Tantawi verlas eine Erklärung, in der er zusagte, dass die Armee den "Willen des Volkes" nicht in Frage stelle. Der 75-jährige Marschall führt den Militärrat, der nach Mubaraks Abgang alle Macht im Land ausübt. Vor dem Präsidentenpalast ließ er sich feiern. Ob der enge Vertraute des am Freitag zurückgetretenen Präsidenten Husni Mubarak nur ein Mann des Übergangs ist, wird sich zeigen.

Tantawi blickt auf eine 20-jährige Karriere als Chef der ägyptischen Streitkräfte zurück. Als Heeresoffizier stand er schon während der Suez-Krise 1956, während des Sechs-Tage-Krieges 1967 sowie im Jom-Kippur-Krieg im Jahr 1973 in den Reihen des Militärs. Ansonsten ist über den asketisch wirkenden Mann an der Spitze des ägyptischen Militärapparats wenig bekannt.

Freudentaumel auf dem Tharir-Platz

Auf Mubaraks Rücktritt hatten hunderttausende Menschen in ganz Ägypten seit Wochen gewartet: Auf dem Tahrir-Platz, dem Zentrum der Proteste, herrschte ein wahrer Freudentaumel. Hunderttausende Menschen, die sich dort den 18. Tag in Folge versammelt hatten, feierten. "Das Volk hat das Regime gestürzt!" rief die Menge. Überwältigt von den Eindrücken fielen einige Demonstranten in Ohnmacht. Andere schüttelten die Hände von Soldaten, die auf ihren Panzern ausharrten.

Auch der prominente Oppositionspolitiker Mohammed ElBaradei reagierte hocherfreut: "Das Leben fängt für uns von vorne an", sagte der frühere Chef der Internationalen Atomenergiebehörde dem Sender El Dschasira. Der zwischenzeitlich inhaftierte Internet-Aktivist und Google-Manager Wael Ghonim schrieb auf seiner Seite beim Internet-Kurzbotschaftendienst Twitter: "Glückwunsch Ägypten! Der Verbrecher hat den Palast verlassen."

Die Nachricht, dass nun das Militär die Führung des Landes übernehmen solle, stieß aber auch auf Kritik. "Wir lieben die Arme, aber es ist das Volk, das diese Revolution geführt hat und das diese jetzt auch kontrollieren muss", sagte eine 24-Jährige auf dem Tahrir-Platz.

In Tunesien, wo durch heftige Proteste Mitte Januar Präsident Zine El Abidine Ben Ali gestürzt worden war, kam es zu spontanen Freudentänzen auf den Straßen in der Hauptstadt Tunis. Auch auf den Straßen in Gaza und in der libanesischen Hauptstadt Beirut feierten zahlreiche Menschen mit den Ägyptern.

Mubarak hatte am Nachmittag mit seiner Familie die Hauptstadt verlassen und war in den Badeort Scharm el Scheich geflogen. Noch am Donnerstagabend hatte der seit 30 Jahren amtierende Staatschef einen Rücktritt verweigert.

(apd/csr)
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