Konflikt zwischen Regierung und Opposition in Venezuela Hochschwangere wagt sich in die Kampfzone

Caracas · 40 Tote, mehr als 600 Verletzte und trotzdem finden die gewaltsamen Proteste zwischen Anhängern und Gegnern der politischen Führung in Venezuela kein Ende. Selbst hochschwangere Frauen wagen sich in die Kampfzone.

Venezuela: Proteste gegen die Regierung Maduro
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Es ist ein bedrückendes Bild, das den Ernst der Lage und die Entschlossenheit der Regierungsgegner zum Ausdruck bringt: Eine junge Frau protestiert auf der Straße gegen Venezuelas Präsident Nicolás Maduro. Sie trägt eine Gasmaske, ihr kugelrunder Bauch ist unbedeckt. Die Frau ist hochschwanger - und doch wagt sie sich auf die Straße, in die Kampfzone zwischen Regierungsgegnern, Anhängern des Präsidenten Nicolas Maduro und der Staatsgewalt.

Der Protest der Opposition, überwiegend junge Demonstranten, richtet sich gegen die unzureichende Versorgung mit Dingen des täglichen Bedarfs, die hohe Kriminalität und den autoritären Regierungsstil von Präsident Maduro. Der Staatschef wittert hingegen eine Verschwörung und wirft den Demonstranten vor, mit Unterstützung des Auslands seine Regierung stürzen zu wollen.

Blutige Proteste seit zwei Monaten

Nach zwei Monaten blutiger Auseinandersetzungen bemühen sich Regierung und Opposition erneut um eine friedliche Beilegung des Konflikts. Am Donnerstagabend hatte es ein erstes Schlichtungsgespräch zwischen Regierung und Opposition gegeben - mit einem ergebnislosen Ende.

Präsident Maduro und Oppositionsführer Henrique Capriles waren zu einem Treffen in der Hauptstadt Caracas zusammengekommen, um einen Ausweg aus den wochenlangen teils gewaltsamen Proteste gegen die Regierung zu suchen. Während der sechsstündigen Debatte, die live im Fernsehen übertragen wurde, erreichten die Konfliktparteien jedoch keine Annäherung.

An der Begegnung im Präsidentschaftspalast nahmen rund zwanzig Vertreter beider Seiten teil. Diplomaten des Vatikans und die Außenminister von Brasilien, Kolumbien und Ecuador waren als Vermittler dabei. "Gewalt kann einem Land niemals Frieden bringen", erklärte der Gesandte des Vatikans, Aldo Giordano.

Präsident weist Forderungen zurück

Maduro wies die zentralen Forderungen der Opposition zurück. Stattdessen rief er sie auf, der "Gewalt als Mittel der Politik" abzuschwören. Eine Amnestie für inhaftierte Demonstranten und eine Entwaffnung von militanten Unterstützern der Regierung lehnte er ab.

Der Präsident schlug vor, die Gespräche am kommenden Dienstag fortzusetzen. Oppositionsführer Capriles erklärte, Venezuela befinde sich "in einer äußerst kritischen Lage". Die Regierungsgegner strebten aber keinen Staatsstreich an, versicherte er.

Maduro hatte bereits vor dem Treffen betont, dass er statt echter Verhandlungen nur eine "Debatte" mit der Opposition führen wolle. Das politische Projekt der sozialistischen Regierung stehe nicht zur Disposition.

Die Zahl der Todesopfer während der Proteste erhöhte sich unterdessen auf 40. Ein Polizist sei von einem Heckenschützen getötet worden, sagte Maduro. Die Staatsanwaltschaft bestätigte den Tod des 24-Jährigen. In den vergangenen zwei Monaten waren bei Protesten und Polizeieinsätzen außerdem mehr als 600 Menschen verletzt worden.

Maduro hatte sich am Dienstag mit dem Oppositionsbündnis MUD auf den Dialog geeinigt. Vertreter der radikalen Oppositionsbewegung Voluntad Popular (Volkswille), deren Führer Leopoldo López derzeit in Haft sitzt, lehnten eine Teilnahme jedoch ab.

(rpo)
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