Empörung in Hongkong TV-Bericht dokumentiert brutale Misshandlung

Auf den Fernsehbildern war zu sehen, wie die sechs Polizisten den gefesselten Demonstranten Ken Tsang in eine dunkle Ecke zerrten und dort hemmungslos auf ihn einschlugen. Die Aufnahmen der brutalen Misshandlung haben in Hongkong Entsetzen ausgelöst.

Ken Tsang - Prügelopfer der Polizei in Hongkong
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Ken Tsang - Prügelopfer der Polizei in Hongkong

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Auf einem am Mittwoch vom TV-Sender TVB veröffentlichten Video ist zu sehen, wie Beamte einen Mann in Handschellen in eine dunkle Ecke zerren und zusammenschlagen. Der Vorfall geschah während der Räumung neuer Barrikaden der prodemokratischen Protestbewegung, in deren Verlauf Dutzende Menschen festgenommen wurden.

Der wehrlose Demonstrant wurde den Aufnahmen zufolge von sechs Polizisten in einen Park getragen. Einer der Polizisten drückte den Mann zu Boden und schlug auf ihn ein. Drei weitere Polizisten traten den Mann wiederholt. Laut TVB dauerte die Misshandlung vier Minuten. Das Opfer gehört offenbar der Demokratiegruppe Civic Party an. Die Organisation schaltete einen Anwalt ein. Studentenführer Joshua Wong sagte, die Polizei habe nun jegliches Vertrauen verspielt.

Die beteiligten Beamten seien von ihren Aufgaben entbunden worden, sagte der Sicherheitschef der chinesischen Sonderverwaltungszone, Lai Tung Kwok. Er versprach eine "genaue und faire Untersuchung" des Vorfalls. Gegen wie viele Polizisten sich der Verdacht richtet, wurde zunächst nicht bekannt. Amnesty International sprach in einer Mitteilung von einem "bösartigen" Übergriff. "Bei dem Gedanken daran, dass einige Polizisten in Hongkong meinen, sie stünden über dem Gesetz, dreht sich einem der Magen um", erklärte Amnestys Hongkong-Direktorin Mabel Au.

Die Demokratiebewegung fordert die Änderung einer von Peking beschlossenen Wahlreform. Diese sieht vor, dass die Bürger Hongkongs im Jahr 2017 erstmals direkt einen Verwaltungschef wählen, die chinesische Staatsführung jedoch die Kandidaten vorab auswählt. Seit mittlerweile mehreren Wochen versucht die Bewegung ihre Forderungen mit Demonstrationen und Blockaden durchzusetzen. Die dadurch verursachten Verkehrsbeeinträchtigungen in der ohnehin extrem dicht bevölkerten Stadt erschöpfen zunehmend die Geduld vieler Geschäftsleute und anderer Einwohner.

In den vergangenen zwei Tagen entfernten Sicherheitskräfte mehrere Barrikaden der Demonstranten und öffneten Straßen wieder für den Verkehr. Die besetzte Fläche reduzierte sich dadurch merklich. Am Mittwochmorgen eskalierten die Proteste jedoch, als eine neue Barrikade vor einem Straßentunnel nahe des umkämpften Regierungsviertels errichtet wurde. Demonstranten sagten der Nachrichtenagentur AFP, die Blockade sei als Vergeltung für die Räumung eines anderen Protestortes durch die Polizei geplant gewesen.

Mit Fäusten und Schlagstöcken gingen die Beamten gegen die Menge vor und setzten Pfefferspray gegen jene ein, die sich weigerten, die Straße zu räumen. "Sie haben das Pfefferspray ohne jede Vorwarnung eingesetzt", sagte der 18-jährige Student Ben Ng. "Demonstranten wurden von der Polizei geschlagen." Nach Polizeiangaben wurden den den Auseinandersetzungen vier Polizisten verletzt und 45 Demonstranten festgenommen.

(AFP)
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