"Human Rights Watch"-Bericht Saudi-Arabien setzte Streubomben im Jemen ein

London · Saudi-Arabien wirft gemäß einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) über dem Jemen international geächtete Streu- und Splitterbomben ab. Unter anderem Fotos und ein Video sollen geführte Militäraktionen mit entsprechenden Bomben aufzeigen.

 Saudische Kampfjets bombardieren Huthi-Rebellen im Südjemen: Russland beantragte indes eine Dringlichkeitssitzung.

Saudische Kampfjets bombardieren Huthi-Rebellen im Südjemen: Russland beantragte indes eine Dringlichkeitssitzung.

Foto: ap

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat der von Saudi-Arabien angeführten Militärkoalition den Einsatz geächteter Streumunition im Jemen vorgeworfen. Fotos, ein Video und andere Indizien deuteten darauf hin, dass bei Luftangriffen auf Stellungen der Huthi-Miliz im Jemen Streubomben abgeworfen worden seien, erklärte HRW am Sonntag. Die UNO warnte unterdessen vor einem vollständigen Zusammenbruch der Infrastruktur wegen des akuten Treibstoffmangels im Land.

Nach Angaben von HRW geht aus Satellitenbildern hervor, dass in der Provinz Saada, einer Hochburg der Huthis im Norden des Landes, Bombensplitter auf einer landwirtschaftlichen Fläche wenige hundert Meter von bewohntem Gebiet niedergegangen seien. Es handele sich vermutlich um Streumunition vom Typ CBU-105, die von den USA an Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate geliefert worden sei.

1200 Opfer seit Beginn der Kämpfe

Streubomben setzen hunderte kleinerer Bomben frei. Viele Blindgänger explodieren erst Jahre später. Genau wie Landminen geht die Munition bei Berührung in die Luft - wer nicht sofort getötet wird, überlebt meist schwer verstümmelt. Nach einem von 116 Staaten unterzeichneten Vertrag aus dem Jahr 2008 ist Streumunition international verboten. Saudi-Arabien, die USA und der Jemen schlossen sich dem Abkommen jedoch bislang nicht an.

Saudi-Arabien bekämpft seit Wochen an der Spitze einer überwiegend sunnitischen Militärallianz die schiitischen Huthi-Rebellen im Jemen. Seit dem Beginn der Kämpfe Mitte März wurden mindestens 1200 Menschen getötet und tausende weitere verletzt. Am Sonntag wurde vor allem rund um die südliche Hafenstadt Aden gekämpft. Nach Abgaben eines Behördenvertreters setzt Saudi-Arabien dort nun auch erstmals Bodentruppen ein.

"Die Lage ist äußerst besorgniserregend"

Ein erste "begrenzte Anzahl" von Soldaten traf demnach am Sonntag in Aden ein. Sie sollen die sogenannten Volkskomitees unterstützen, die an der Seite der jemenitischen Regierungstruppen gegen die Huthis kämpfen, wie ein Vertreter der Miliz erklärte. Luftangriffe gab es nach Angaben von Rettungskräften in der Nacht zum Sonntag in der Hauptstadt Sanaa, im Osten und im Norden des Landes.

Der UN-Koordinator für humanitäre Angelegenheiten im Jemen, Johannes van der Klaauw, klagte, in dem Land mangele es mittlerweile an Gesundheitsversorgung, Nahrungsmitteln und Wasser, weil wegen einer Seeblockade kein Treibstoff mehr ins Land gelassen wird. Wenn in den kommenden Tagen nichts getan werde, werde das Land "vollständig zum Stillstand kommen". Die Lage sei "äußert besorgniserregend".

Bei einer Dringlichkeitssitzung zur Lage im Jemen konnte sich der UN-Sicherheitsrat am Freitag jedoch nicht auf eine gemeinsame Erklärung einigen. Russland hatte die Sitzung in New York beantragt und in einem Entwurf einen sofortigen Waffenstillstand oder zumindest Feuerpausen für humanitäre Hilfe gefordert. Ein UN-Diplomat sagte, die 15 Ratsmitglieder seien sich einig gewesen, dass die humanitäre Lage im Jemen katastrophal und politische Gespräche zur Lösung des Konflikts notwendig seien.

Sie bräuchten aber mehr Zeit, um sich auf einen gemeinsamen Text zu einigen. Der russische UN-Botschafter Witali Tschurkin kritisierte die "erstaunliche Unentschlossenheit" des Gremiums angesichts der sich verschlimmernden Lage in dem Land.

(AFP/KNA)
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