Krise in Nahost Human Rights Watch wirft Israel Kriegsverbrechen vor

Jerusalem · Israel behauptet, die Hamas habe ihre Raketen aus Wohngebieten und von Schulgeländen abgefeuert. Human Rights Watch wirft dem Land nun Kriegsverbrechen vor, weil im Gazakrieg auch UN-Schulen bombardiert wurden.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat Israel vorgeworfen, bei den Kämpfen gegen die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen Kriegsverbrechen begangen zu haben. Zu diesem Urteil sei sie nach Untersuchung von drei israelischen Angriffen auf UN-Schulgebäude gekommen, in denen vertriebene Palästinenser untergebracht waren, teilte die Organisation am Donnerstag mit. Es habe offensichtlich keine militärischen Ziele in dieser Gegend gegeben.

Einige der Angriffe seien "willkürlich" gewesen, erklärte Human Rights Watch. Bei den Angriffen waren mindestens 45 Menschen getötet worden. Sie waren weltweit verurteilt worden.

Das israelische Militär habe Angriffe auf drei gut gekennzeichnete Schulen ausgeführt, von denen sie gewusst habe, dass dort Hunderte Menschen Schutz gesucht hätten, sagte Fred Abrahams, Sonderberater von Human Rights Watch. Israel habe für diese Angriffe keine überzeugende Erklärung angeboten. Rund 250 000 Palästinenser hatten den Angaben zufolge in UN-Schulen Schutz gesucht.

Israel behauptet, die hohe Zahl an getöteten Zivilisten während des 50-tägigen Kriegs sei Schuld der Hamas. Die Organisation habe Raketen von Schulen, Moscheen und Wohngegenden aus gestartet. Am Mittwoch hatte das israelische Militär eine eigene Untersuchung über den Krieg ins Leben gerufen und die Hamas angeklagt, Zivilisten als menschliche Schutzschilder benutzt zu haben.

Mit den eigenen Ermittlungen versucht Israel womöglich, eine internationale Untersuchung oder eine Klage vor dem Internationalen Strafgerichtshof abzuwenden. Die Armee hatte stets betont, sie tue alles, um zivile Opfer zu vermeiden. Noch während der Kämpfe hatte Militärchef Benny Ganz eine Untersuchung außergewöhnlicher Zwischenfälle angeordnet. Die Vereinten Nationen, die sowohl Israel als auch der Hamas vorwerfen, Kriegsregeln verletzt zu haben, haben eine Untersuchungskommission einberufen, die die Kämpfe überprüfen soll.

Die Israelis und die Hamas sowie andere Extremisten im Gazastreifen hatten ihre Kämpfe am 26. August nach 50 Tagen eingestellt. Der Gewalt fielen nach UN- und palästinensischen Angaben mehr als 2100 Palästinenser zum Opfer, die meisten davon Zivilisten. Auf israelischer Seite wurden 72 Menschen getötet, darunter überwiegend Soldaten.

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Ein am Donnerstag veröffentlichter Bericht der Weltbank kommt zu dem Ergebnis, dass fortgesetzte politische Instabilität, Gewalt sowie fehlender Zugang zu Ressourcen und Märkten die größten Hindernisse für Wirtschaftswachstum in den palästinensischen Gebieten seien.

(ap)
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