Berichte über Komplott Intrige gegen Sarkozy

Es war ein außergewöhnliches Mittagessen, das da am 24. Juni im Hinterzimmer eines Restaurants in der Nähe des Elysée-Palasts stattfand. Jean-Pierre Jouyet, der wohl engste Vertraute des sozialistischen Präsidenten François Hollande, und der konservative Ex-Premierminister François Fillon saßen dort zu Tisch.

 Nicolas Sarkozy und François Fillon - die beiden sind zwar in derselben Partei, sind sich aber in tiefer Abneigung verbunden.

Nicolas Sarkozy und François Fillon - die beiden sind zwar in derselben Partei, sind sich aber in tiefer Abneigung verbunden.

Foto: afp

Dass sich zwei wichtige Vertreter der beiden verfeindeten politischen Lager heimlich trafen, hatte schon eine gewisse Brisanz - auch wenn Jouyet unter Fillon anderthalb Jahre lang Europa-Staatssekretär war. Die beiden Männer sprachen über einen alten Bekannten: Nicolas Sarkozy.

Der Ex-Präsident und Fillon gehören zwar beide der konservativen UMP an, sind sich aber spinnefeind. Denn beiden wollen im Namen der UMP bei der Präsidentschaftswahl 2017 antreten. Und genau das wollte der Ko-UMP-Vorsitzende Fillon wohl verhindern - mithilfe einer Allianz mit dem politischen Gegner.

"François Fillon sprach mit mir über seine schweren Sorgen angesichts der Bygmalion-Affäre", teilte Jouyet am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP mit. Zwei Tage vorher hatte der Generalsekretär des Elysée allerdings noch bestritten, dass bei dem Treffen die Finanzierung von Sarkozys Wahlkampf 2012 über die PR-Agentur Bygmalion zur Sprache kam. Fillon soll gedrängt haben, die Ermittlungen gegen Sarkozy zu beschleunigen.

"Wenn ihr nicht schnell draufhaut, lasst ihr ihn zurückkommen. Also handelt!", soll Fillon zu Jouyet gesagt haben, wie zwei Journalisten der Zeitung "Le Monde" in einem Buch berichten. Der alte Studienfreund Hollandes soll das den beiden Reportern, gegen die Fillon nun klagen will, in einem aufgezeichneten Gespräch bestätigt haben. Doch Hollande soll sich geweigert haben, sich in die Abläufe der Justiz einzumischen.

Die Bygmalion-Affäre, bei der es um ein System doppelter Abrechnungen im Wahlkampf geht, konnte Sarkozy nicht stoppen: Der Ex-Präsident kehrte im September auf die politische Bühne zurück. In gut zwei Wochen will der hyperaktive Politiker sich zum neuen UMP-Chef wählen lassen, 2017 soll dann die Präsidentschaftskandidatur folgen.

Sarkozy, dessen Kampagne bisher der Schwung fehlt, äußerte sich bisher nicht zu den mutmaßlichen Mauscheleien zwischen dem Elysée und seinem Rivalen Fillon. Der bestreitet, dass es bei dem berühmten Mittagessen überhaupt um juristische Schritte gegen Sarkozy ging und bezichtigt Jouyet der Lüge. Die rechte Hand Hollandes macht in der Geschichte auch keine gute Figur. Dass zwei Tage nach seinem Dementi eine Bestätigung des "Le Monde"-Berichts folgte, lag vor allem an den Aufzeichnungen der Journalisten, die inzwischen schon von mehreren Medien abgehört werden durften. "Ein Dementi zu korrigieren ist nie gut, es ist sogar ärgerlich", zitiert die Zeitung "Le Parisien" einen Hollande-Vertrauten. Kein Wunder, dass UMP-Politiker den Rücktritt der grauen Eminenz im Elysée fordern.

Ein gefundenes Fressen ist die Affäre für Marine Le Pen. Kritisiert die Chefin des Front National doch immer wieder die Verfilzung regierender Sozialisten (PS) und konservativer UMP, die sie unter dem Begriff UMPS zusammenfasst. "Diese Leute arbeiten alle zusammen", sagte sie am Sonntagabend im Fernsehen. "Mauscheleien, Manöver, Lügen, das sind seit Jahren die Grundlagen des politischen Lebens in unserem Land."

(lon)
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