Obama droht mit Militäreinsatz Terrorgruppe Isis nimmt zwei weitere Städte ein

Washington/Bagdad · Kämpfer der Isis ("Islamischer Staat im Irak und in Syrien") setzen ihren Vormarsch Richtung Bagdad fort und haben zwei weitere Städte nordöstlich der irakischen Hauptstadt eingenommen. Die USA denken über eine militärische Reaktion nach. Im Irak löste der Vormarsch eine Massenflucht aus.

Die islamistischen Rebellen haben in der Nacht zum Freitag die Städte Dschalula und Sadija in der Provinz Dijala unter ihre Kontrolle gebracht, teilte die Polizei am Freitag mit. Die Städte liegen 125 beziehungsweise 95 Kilometer von der Hauptstadt Bagdad entfernt. Die irakischen Soldaten hätten ihre Posten dort ohne Widerstand verlassen, teilten die Behörden mit. Kurdische Kräfte aus dem Norden des Landes seien ebenfalls nach Dschalula gekommen, um die Büros der kurdischen Parteien zu sichern. Es gab keine Berichte über Auseinandersetzungen.

Am Donnerstag hatte die Gruppe Islamischer Staat im Irak und Syrien einen Marsch auf Bagdad angekündigt. Die internationale Gemeinschaft versprach dem Land Hilfe, ohne bislang jedoch konkret zu werden. US-Präsident Barack Obama prüft eine Reihe kurzfristiger militärischer Optionen, darunter auch Luftangriffe. Er wolle sicherstellen, dass die Extremisten gestoppt werden könnten, sagte der Präsident. Obama traf sich auch mit seinen Team für nationale Sicherheit, um über die Situation zu beraten. Das teilte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates der USA, Caitlin Hayden, mit. Als Reaktion auf den schnellen Vormarsch der Rebellen evakuierten die USA den Luftwaffenstützpunkt Balad nördlich von Bagdad. Auch ein Ausbildungsprojekt für irakische Soldaten wurde ausgesetzt.

Der UN-Sicherheitsrat sagte der irakischen Regierung einmütig Unterstützung im Kampf gegen Terrorismus zu. Die Nato und Großbritannien schlossen einen militärischen Eingriff aus.

Iran verspricht Irak uneingeschränkte Solidarität

Der iranische Präsident Hassan Ruhani hat dem Nachbarland Irak die uneingeschränkte Solidarität im Kampf gegen die Terrorgruppe Isis zugesichert. Sowohl auf regionaler als auch internationaler Ebene werde der Iran alles im Kampf gegen die Terroristen im Irak unternehmen, sagte Ruhani dem irakischen Regierungschef Nuri al-Maliki nach Angaben der Webseite des Präsidialamts vom Freitag.

Dementsprechend beauftragte er seinen Außenminister Mohammed Dschawad Sarif, alle diplomatischen Möglichkeiten auszuschöpfen. Die Nachrichtenagentur Fars berichtete, Sarif habe bereits Kontakt mit UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, der Organisation für Islamische Zusammenarbeit und seinen Amtskollegen in der Türkei, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten aufgenommen. Der iranische Chefdiplomat forderte demnach gemeinsame Maßnahmen gegen die Terrorgruppe Isis im Irak.

Eine Bestätigung, dass der Iran auch Truppen in den Irak entsandt habe, gab es zunächst nicht. Nach Auffassung Teherans sind die Erfolge der Isis auch eine Konsequenz der westlichen Politik in der Syrien-Krise. Terroristen sei nicht nur Spielraum gegeben worden, man habe sie sogar ermutigt. Für das schiitische Land ist es eine Genugtuung, auch gegenüber der Türkei und Saudi-Arabien, dass deren Unterstützung für die Rebellen in Syrien zu einer Eskalation der Krise geführt habe.

Maliki fordert Verhängung des Ausnahmezustands

Ministerpräsident Al-Malikis Versuch, am Donnerstag den Notstand auszurufen, war am Parlament gescheitert, das eine Abstimmung wegen mangelnder Beteiligung verschob. Seit Monaten zeigt sich Al-Maliki praktisch machtlos gegen den Terror sunnitischer Extremisten im Land. Dieser kostete seit April 2013 Tausenden Menschen das Leben.

Bereits zu Jahresbeginn errang Isis die Kontrolle über Falludscha und Teile der Provinz Anbar westlich von Bagdad. Bei einem Angriff auf die Hauptstadt dürfte es Isis aber deutlich schwerer haben als bei den jüngsten Eroberungen, da die Regierung ihr Machtzentrum gut abgesichert hat und zudem schiitische Milizen sich ihnen in den Weg stellen dürften.

Kämpfer der Gruppe Islamischer Staat im Irak und der Levante hatten Anfang der Woche die nordirakische Millionenmetropole Mossul überrannt. Seitdem rücken die sunnitischen Kämpfer Richtung Bagdad vor, um die von Schiiten geführte Regierung zu stürzen. Die Kurden, die im Nordirak eine eigene autonome Region kontrollieren, haben sich die Situation zunutze gemacht und ihr Territorium ausgedehnt. So kontrollieren sie mittlerweile unter anderem die Ölstadt Kirkuk, die außerhalb des Gebiets ihrer Enklave liegt.

(dpa)
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