Geistlicher Führer Chamenei Iran droht Israel und den USA

Teheran · Schrille Töne aus Teheran: Der geistliche Führer des Irans, Ajatollah Ali Chamenei, hat am Freitag die USA und Israel vor militärischen Angriffen auf iranische Atomanlagen gewarnt. Gleichzeitzig sicherte er allen Feinden des "zionistischen Systems" in Israel iranische Unterstützung.

2009: Chamenei spricht beim Freitagsgebet
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2009: Chamenei spricht beim Freitagsgebet

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Zuvor hatte die "Washington Post" von israelischen Angriffsplänen berichtet. Im Frühjahr könnte dieser starten.

"Schon das Nachdenken über solche Angriffe wäre für sie von Nachteil. Das Einleiten dieser Angriffe wäre zehn Mal so nachteilig für sie", sagte Chamenei beim Freitagsgebet in Teheran. Gleichzeitig machte er klar, dass sich der Iran durch keine Drohungen oder Sanktionen von seinem Atomprogramm abbringen lasse. Wie Teherans Antwort auf Angriffe aussehen könnte, sagte er nicht.

Angriff im April, Mai oder Juni

Chamenei reagierte auf einen Bericht der "Washington Post", dem zufolge Israel schon in diesem Frühjahr iranische Atomanlagen bombardieren könnte, um Teheran die Möglichkeit zu nehmen, Atomwaffen zu entwickeln. Der Zeitung zufolge geht US-Verteidigungsminister Leon Panetta von einer "starken Wahrscheinlichkeit" aus, dass Israel den Iran im April, Mai oder Juni angreife. Damit wolle Israel verhindern, dass der Iran Atomwaffen fertigstelle und für israelische Angriffe unerreichbare unterirdische Uranlager anlege.

"Wir haben unsere eigene Art, auf solche Drohungen zu antworten", sagte Chamenei, der laut der iranischen Verfassung das letzte Wort in allen Staatsangelegenheiten hat. "Die USA drohen dem Iran mit Krieg, weil die Amerikaner das Gespräch mit dem Iran fürchten. Ihre einzige Logik zur Erreichung ihrer Ziele sind Krieg und Blutvergießen."

Scharfe Kritik am Atomprogramm

Er fügte hinzu, Teheran mische sich nicht in andere Länder ein, unterstütze aber Gruppen, die gegen das zionistische Regime stünden.
"Wir sagen: Das zionistische Regime ist ein Krebsgeschwür und sollte beseitigt werden, und es wird beseitigt werden." Teheran hält Israels Haltung für den Hauptgrund der westlichen Kritik an seinem Atomprogramm.

Ebenfalls am Freitag hat der Iran mit einem erfolgreichen Satellitenstart seine Fähigkeit in der Raumfahrt- und Raketentechnik demonstriert. Der nur 50 Kilogramm schwere Satellit soll nach Berichten der iranischen Nachrichtenagenturen Irna und Fars 15 Mal am Tag in 250 bis 375 Kilometern Höhe die Erde umkreisen. Er habe die Aufgabe, Daten zu Wetter, Klimawandel und Naturkatastrophen zu sammeln. In westlichen Hauptstädten wird befürchtet, er könnte militärischen Zwecken dienen.

"Besorgniserregend"

Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) hat Israel indes vor einem Militärschlag gegen den Iran gewarnt. "Die Lage rund um das Thema Iran und sein Nuklearprogramm ist besorgniserregend", sagte der Minister der Zeitung "Die Welt" (Freitag). Angesichts der in Israel geführte Debatte über einen militärischen Präventivschlag gegen Teheran fügte er hinzu, man nehme die Sorgen Israels sehr ernst. "Aber wir warnen Israel auch vor Abenteuern."

Seit Wochen steigen wegen des iranischen Atomprogramms die Spannungen. Teheran hatte im Falle weiterer Sanktionen mit einer Blockade der Ölexporte durch den Persischen Golf gedroht. De Maizière sagte, bei nüchterner Betrachtung spreche nichts dafür, dass die Iraner ein Interesse daran haben könnten, die Öltransporte durch die Meerenge von Hormus zu blockieren. Damit würde Teheran sich selbst schaden. "Aber ich gestehe: Ich bin nicht ganz sicher, wie rational es in Teheran zugeht."

(dpa)
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