Atomstreit mit dem Iran Den Unterhändlern läuft die Zeit davon

Wien · Den Atomunterhändlern läuft bei den Verhandlungen mit dem Iran die Zeit davon: Bis Montag soll ein endgültiges Abkommen stehen. US-Außenminister Kerry sucht das Gespräch zu seinen Kollegen.

 US-Außenminister John Kerry pendelt in diesen Tagen zwischen Paris und Wien.

US-Außenminister John Kerry pendelt in diesen Tagen zwischen Paris und Wien.

Foto: afp, nk/FL

Kurz vor dem Ablauf der Frist für ein endgültiges Atomabkommen mit dem Iran fährt US-Außenminister John Kerry diplomatisch einen Gang hoch. Nach einem Treffen mit seinem iranischen Kollegen Mohammed Dschawad Sarif in Wien wollte er zu Gesprächen mit "europäischen Kollegen" nach Paris weiterreisen, wie US-Beamte am Freitag mitteilten. Es sei noch nicht entschieden, wann der Chefdiplomat in die österreichische Hauptstadt zurückkehre, hieß es. Bis Montag soll eine Atomvereinbarung mit Teheran stehen, doch die Verhandlungen sind festgefahren.

Sarif war unterdessen auf dem Weg zu Konsultationen nach Teheran, wie Mitglieder der iranischen Delegation bei den Atomgesprächen sagten. Dass Kerrys weiterer Reiseplan noch nicht endgültig feststeht, könnte bedeuten, dass er abwarten will, ob Sarif mit neuen Vorschlägen nach Wien zurückkehrt. Kerry war erst am Donnerstag in der österreichischen Hauptstadt eingetroffen, nachdem er zuvor bereits in Paris Gespräche geführt hatte.

Beobachter halten es für immer wahrscheinlicher, dass die Frist für das Atomabkommen am Montag nicht eingehalten werden kann. Grund sind Differenzen darüber, wie weit der Iran Größe und Umfang seiner Atomaktivitäten reduzieren muss. Die mit dem Iran verhandelnden Vertreter der USA, Russlands, Chinas, Großbritanniens, Frankreichs und Deutschlands wollen den Umfang des iranischen Atomprogramms schmälern und die technischen Fähigkeiten des Landes zum Bau von Atomwaffen bremsen. Der Iran bestreitet, an der Entwicklung nuklearer Waffen interessiert zu sein. Er erhofft sich von den Verhandlungen ein Ende internationaler Wirtschaftssanktionen.

An dem Treffen zwischen Kerry und Sarif nahm auch die frühere EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton teil. Vor seiner Ankunft in Wien hatte Kerry die Hoffnung geäußert, dass ein Atomabkommen mit dem Iran vor Ablauf der Frist am Montag erzielt werden könne. Die Unterhändler diskutierten derzeit nicht über eine Verlängerung der Frist, erklärte er. Der US-Chefdiplomat räumte aber ein, dass einige Elemente einer Atomvereinbarung möglicherweise nicht rechtzeitig unter Dach und Fach seien.

Der Konflikt um Irans Atomanlagen
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Vertreter Russlands und Großbritanniens verwiesen auf die Schwierigkeiten bei den Atomgesprächen. Der stellvertretende russische Außenminister Sergej Rjabkow sagte der Nachrichtenagentur Itar-Tass, die Verhandlungen befänden sich in einer "extrem angespannten Situation". Der britische Außenminister Philip Hammond erklärte über Twitter, um bei den Gesprächen Erfolg zu haben sei "größere Flexibilität" nötig.

(ap)
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