Aufregung um Handschlag Iranische Medien halten Ministerin Hendricks für einen Mann

Teheran · Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hat mit einem Handschlag für Aufregung gesorgt. Sie hatte bei einem Treffen in Berlin eine iranische Politikerin begrüßt. Das führte bei iranischen Medien zum Eindruck, ihre Landsfrau habe einem Mann die Hand geschüttelt – ein Tabu.

 Bundesumweltministerin Barbara Hendricks

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks

Foto: Büro Hendricks

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hat mit einem Handschlag für Aufregung gesorgt. Sie hatte bei einem Treffen in Berlin eine iranische Politikerin begrüßt. Das führte bei iranischen Medien zum Eindruck, ihre Landsfrau habe einem Mann die Hand geschüttelt — ein Tabu.

Bei der iranischen Politikerin handelt es sich um Massumeh Ebtekar, die Vizepräsidentin und Leiterin der Umweltbehörde ihres Landes ist. Der staatliche iranische Fernsehsender IRIB zeigte Bilder des Treffens. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Tasnim führten die Aufnahmen bei einigen iranischen Medien zu dem Eindruck und zur Kritik, Ebtekar habe in Deutschland einem Mann die Hand geschüttelt. Fremden Männern die Hand zu geben ist im Iran für gläubige islamische Frauen, besonders für Spitzenpolitikerinnen, ein absolutes Tabu.

Wie auch von der "Bild"-Zeitung gemeldet, sorgten der Bericht und eine Videoaufnahme für Aufregung in iranischen Medien und sozialen Netzwerken. Ebtekar, eine Vertraute von Präsident Hassan Ruhani, hätte bei einem Handschlag mit einem Mann definitiv zurücktreten müssen. Die Agentur Tasnim stellte aber am Freitag klar, dass Hendricks eine Frau sei, obwohl sie auf den Aufnahmen "wie ein Mann aussieht".

Der Bürochef des IRIB Studios in Berlin betonte am Freitagabend, dass der Bericht nur über das Treffen behandelt habe und die Verwirrung erst später durch falsche Spekulationen zustande gekommen sei. Dafür sei der Sender jedoch nicht verantwortlich.

Nach ihrer Schlappe bei den iranischen Parlamentswahlen im Februar befürchten die Erzkonservativen und Hardliner nächstes Jahr im Mai eine erneute Wiederwahl Ruhanis. Dies würde sie über Jahre hinaus ins politische Abseits bringen. Daher nutzen sie - besonders mit ihnen nahestehenden Medien wie IRIB — jede Gelegenheit, um gegen Ruhani und seine Regierung Stimmung zu machen.

(dpa)
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