"Diese Familie würde mit Ja stimmen" Eltern auf Plakat gegen Homo-Ehe wehren sich

London · Vor dem Referendum in Irland haben Gegner der Homo-Ehe mit Plakaten für ihr Anliegen geworben. Darauf zu sehen war unter anderem eine Familie. Und die findet es gar nicht so toll, dass ihr Foto für die Anti-Kampagne genutzt wurde.

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Foto: afp, dan

Ein Baby lächelt in die Kamera, links und rechts sind seine Mutter und sein Vater zu sehen, die dem kleinen jungen einen dicken Kuss auf die Wange drücken. Ein hübsches Familienporträt, wenn da nicht die politische Aussage unter dem Foto wäre. "Vote no" — "Stimme mit Nein" steht darunter und darüber: "Kinder verdienen einen Mutter und einen Vater". Konkret geht es um die Homo-Ehe, und das Plakat gehörte zu der Kampagne der Gegner der gleichgeschlechtlichen Ehe in Irland.

Im erzkatholischen Irland war am Wochenende in einer Volksabstimmung über die Homo-Ehe abgestimmt worden, und die Mehrheit der Bevölkerung sagte Ja, sprach sich also dafür aus. Wochenlang war zuvor für und gegen die Homo-Ehe debattiert und geworben worden — eben auch mit diesem Plakat. Die darauf abgebildete Familie aber ist alles andere als glücklich damit. Denn sie sind für die Homo-Ehe, wie sie im Gespräch mit der britischen BBC deutlich machten.

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Foto: Jennifer Fey

Die Familie aus England, die nicht mit Namen genannt wurde, sagte dem Sender: "Wir wollen der Öffentlichkeit nur sagen, dass wir nicht einverstanden sind mit der Nein-Kampagne und dass wir unglücklich sind, dass sie unser Bild dafür verwendet haben." Die Eltern, die im Juni ihr zweites Kind erwarten, sagen aber auch, dass ihr Bild nicht gestohlen wurde.

Ein Fotograf habe das Bild von ihnen gemacht, und sie hätten nichts für die Abzüge zahlen müssen — im Gegenzug dazu hätten sie sich aber damit einverstanden erklärt, dass es auf eine Webseite gestellt wurde und für diverse Kampagnen genutzt werden kann. Sie hätten geglaubt, falls ihr Foto aus den hunderten Bildern der Webseite ausgesucht werde, dann allenfalls "für ein kleines Magazin oder eine Webseite". Doch das Motiv der Familie scheint beliebt zu sein. Schon zwei Unternehmen hätten es verwendet, und die Familie habe auch nichts dagegen gehabt. Doch mit der Anti-Homo-Ehe-Kampagne fühlen sie sich dann doch unwohl.

In einem Statement, dass die Menschenrechtsorganisation Amnesty International im Namen der Eltern veröffentlich hat, wird erklärt, dass sie erwartet hätten, dass die Gegner der Homo-Ehe sich für ihre Kampagne Bilder einer Familie ausgesucht hätten, die ihre Ansichten teilt. Da dies aber nicht der Fall gewesen sei, wolle die Familie nun klarstellen, dass sie — wenn sie denn Iren wären — mit Ja — also für die Homo-Ehe — gestimmt hätten.

"Wir unterstützen vollständig die gleichgeschlechtliche Ehe und wir sind natürlich der Ansicht, dass gleichgeschlechtliche Paare die Möglichkeit haben sollten zu adoptieren, weil wir glauben, dass sie Kinder mit der selben Liebe und Fürsorge erziehen können wie alle anderen", heißt es in dem Statement. Und: "Sexuelle Diskriminierung hat keinen Platz im 21. Jahrhundert." Entsprechend wollten auch sie ihre Kinder offen und ohne Angst vor Veränderung erziehen.

"Diese Familie glaubt, dass jeder das Recht hat, die Person zu heiraten, die er liebt — unabhängig vom Geschlecht", heißt es am Ende des Statements. Und "Diese Familie glaubt, dass jede Familie von Bedeutung ist. Und diese Familie würde mit Ja stimmen."

(das)
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