Volksentscheid Irland sagt mit großer Mehrheit Ja zur Homo-Ehe

Dublin · Die Iren haben sich mit klarer Mehrheit für die Einführung der Homo-Ehe ausgesprochen. Nach am Samstagabend bekanntgegebenen offiziellen Ergebnissen der Volksabstimmung votierten 62,1 Prozent der Wähler für die von der Regierung vorgeschlagene Verfassungsänderung.

 Ein junges Paar beobachtet in Dublin die Auszahlung.

Ein junges Paar beobachtet in Dublin die Auszahlung.

Foto: afp, BF

Die Beteiligung lag bei etwas mehr als 60 Prozent. Die Gegner der Homo-Ehe hatten ihre Niederlage bereits am Nachmittag eingeräumt. Die Befürworter begannen zu feiern. Die stellvertretende Regierungschefin Joan Burton sagte, Irland sei eine Regenbogennation geworden. Während des Wahlkampfs habe sie ältere Homosexuelle getroffen, die ihr erzählt hätten, wie sie ihre Zuneigungen früher verbergen mussten. Die jungen Wähler hätten ihnen zeigen wollen, dass sie freie Bürger in einer freien Republik seien.

Minister Kevin Humphrey sagte in seinem Bezirk im Südosten Dublins hätten mehr als 75 Prozent der Wähler mit Ja gestimmt. Sein Kabinettskollege Leo Varadkar sagte am Nachmittag, er wisse noch von keinem Wahlkreis, in dem es eine Mehrheit für die Gegner der Homo-Ehe gegeben habe. "Es ist ein stolzer Tag, irisch zu sein", sagte der bekennende Homosexuelle. "Für mich war das nicht nur ein Referendum, es war mehr wie eine soziale Revolution."

Die Befürworter hatten vor der Abstimmung am Freitag eine kreative Kampagne geführt, die besonders auf soziale Medien setzte. Sie brachten schließlich alle politischen Parteien hinter sich. Nur einzelne Politiker warben für ein Nein. Der schwule Abgeordnete John Lyons sagte, er sei überrascht, wie viele ältere Wähler mit Ja gestimmt hätten.

Der Führer der der katholischen Kirche nahe stehenden Partei Fianna Fail, Michael Martin, sagte, in seinem Bezirk Cork machten die Befürworter mehr als 60 Prozent aus. Auch Fianna Fail hatte sich Ja-Kampagne angeschlossen. Es sei einfach verkehrt, Menschen im 21. Jahrhundert wegen ihrer Sexualität zu unterdrücken, sagte Martin.

Gegner des Vorhabens räumten bereits vor Ende der Stimmenauszählung ein, es gehe nur noch um das Ausmaß ihrer Niederlage. Ein Gegner der Homo-Ehe, John Murray von der katholischen Denkfabrik Iona Institute, sagte, seine Seite bereite sich auf die wahrscheinliche Niederlage vor. Es sei besorgniserregend, dass keine politische Partei die Nein-Kampagne unterstützt habe. Murrays Kollege David Quinn gratulierte den Befürwortern via Twitter zum Sieg.

Die irische Verfassung definierte die Ehe bislang als Bund zwischen Mann und Frau. Das änderten die Wähler jetzt und bestimmten, dass das Geschlecht der Ehepartner künftig keine Rolle mehr spielt. Irland ist damit das erste Land der Welt, das die Homo-Ehe per Volksabstimmung einführt. Bislang gab es für homosexuelle Paare in Irland nur die eingetragene Partnerschaft. Diese bietet Partnern weniger Rechte als eine Ehe, vor allem bei Sozialleistungen oder Sorgerecht bei Trennungen. Das Parlament muss jetzt noch einige Ergänzungsbestimmungen beschließen.

Die Zustimmung zur Homo-Ehe gilt als Beleg für den schwindenden Einfluss der katholischen Kirche in Irland. Noch in den 1980er Jahren stimmte die Bevölkerung in Referenden mit großer Mehrheit gegen Abtreibung und Scheidungen. In Irland leben 4,6 Millionen Menschen.

(ap)
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