Kämpfe um Kobane Schlecht gezielter Abwurf - IS erbeutet US-Waffenlieferung

Beirut/Istanbul · Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) haben offenbar eine der Waffenlieferungen erbeutet, die von den USA über Kobane für die kurdischen Verteidiger abgeworfen wurde.

Kobane: IS und Kurden kämpfen an türkisch-syrischer Grenze
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Der dramatische Kampf um Kobane

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Foto: afp, am/MM

Die Terrormiliz habe mindestens eine US-Lieferung gekapert, teilte das syrische Beobachtungszentrum für Menschenrechte am Dienstag mit. In einem Video einer der IS nahestehenden Gruppe wird gezeigt, dass in dieser Lieferung Munition, Handgranaten und Panzerabwehrraketen waren. Aktivisten posteten in sozialen Netzwerken sarkastisch Dank an die USA.

Der schlecht gezielte Abwurf dürfte eher peinlich für die USA sein, als dass er einen strategisch bedeutenden Verlust darstellte: Der IS besitzt bereits US-Waffen im Wert mehrerer Millionen Dollar, die die Extremisten den fliehenden irakischen Soldaten im Juni abnahmen. Damals besetzte die Terrormiliz große Teile Iraks. In der Nacht zum Montag warfen US-Flugzeuge erstmals Waffen und medizinische Hilfsgüter für die syrischen Kurden über Kobane ab. Die Transportflugzeuge schmissen demnach 27 Bündel mit Handfeuerwaffen, Munition und Medizin ab.

Nach den US-Waffenlieferungen für die Kurden in Kobane haben sich die Angreifer der Terrormiliz außerdem mit Kämpfern aus anderen Regionen verstärkt. In der seit Wochen belagerten nordsyrischen Grenzstadt lieferten sie sich am Dienstag neue Gefechte mit den kurdischen Verteidigern. Nach Angaben des syrischen Beobachtungszentrums für Menschenrechte kamen die neuen Einheiten der radikalen Islamisten aus den vom IS kontrollierten syrischen Städten Al-Rakka und Dcharabalus.

Am Dienstag hätten sich die Gefechte weiterhin auf das seit Tagen hart umkämpfte Ostviertel Kobanes konzentriert. Weitere heftige Zusammenstöße habe es auch im Südwesten am Startpunkt einer Verbindungsstraße ins rund 130 Kilometer südwestlich gelegene Aleppo gegeben. Zwei verhinderte Selbstmordanschläge der Dschihadisten am Montagabend hätten die neuen Kämpfe ausgelöst, hieß es in einer von der kurdischen Nachrichtenagentur Hawar veröffentlichten Mitteilung der kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG).

Unterdessen kamen trotz einer Einreisegenehmigung der Türkei noch keine kurdischen Peschmerga-Kämpfer aus dem Nordirak in Kobane an. Die Türkei hatte den Kämpfern, die den bedrängten Kurden dort zu Hilfe eilen wollen, am Montag die Einreise in die Grenzstadt genehmigt. Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu hatte aber zugleich weiterhin jede direkte türkische Unterstützung für die syrisch-kurdische Partei PYD ausgeschlossen. Die in Kobane kämpfenden YPG sind die Miliz der PYD, die eng mit der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK verbunden ist.

In der Nacht zum Montag - rund fünf Wochen nach Beginn der Kämpfe - hatten US-Transportflugzeuge erstmals Waffen und Munition sowie medizinisches Material für die Verteidiger der nordsyrischen Stadt abgeworfen. Die Lieferungen stammen nach US-Angaben von kurdischen Stellen im Irak.

Bei den Gefechten in Syrien kam jüngst auch ein deutscher Islamist ums Leben. Es handele sich um einen 24 Jahre alten Mann aus dem hessischen Hattersheim, sagte eine Sprecherin der Frankfurter Staatsanwaltschaft am Dienstag. Details zum Tod des jungen Mannes nannte sie nicht. Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass mehr als 450 Islamisten aus Deutschland nach Syrien und in den Irak gereist sind.

US-Außenminister John Kerry spricht am Dienstag in Berlin mit seinem deutschen Kollegen Frank-Walter Steinmeier über die Lage.

(dpa)
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