"Islamischer Staat" IS-Kämpfer ermorden mehr als 200 Sunniten

Nordirak · Binnen wenigen Tagen haben Kämpfer der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) mehr als 200 Angehörige eines sunnitischen Familienclans ermordet. Die Albu Nirmir-Familie soll sich am Kampf der irakischen Sicherheitskräfte gegen den IS beteiligt haben.

Das sind die Verbündeten im Kampf gegen IS
Infos

Das sind die Verbündeten im Kampf gegen IS

Infos
Foto: afp, FC

Nach übereinstimmenden Angaben vom Sonntag töteten die IS-Milizionäre in der westirakischen Povinz Anbar gezielt Mitglieder der Familie Albu Nimr, wobei die Angaben zum Zeitraum der mutmaßlichen Hinrichtungen zwischen drei und zehn Tagen variierten. Der Polizeioffizier Schaaban al-Obaidi bezifferte die Zahl der Opfer auf mehr als 200. Der stellvertretende Provinzchef von Anbar, Faleh al-Essaui, sprach von 258 Todesopfern.

"Jeder, der den Familiennamen Nimraui in seinem Ausweis trägt", werde zum Ziel der IS-Kämpfer, sagte al-Essaui. Der Clanchef Scheich Naim al-Kuoud al-Nimraui sagte, seit dem 24. Oktober seien 381 Angehörige seiner Familie getötet worden. Die sunnitische Familie Albu Nimr soll sich am Kampf der irakischen Sicherheitskräfte gegen den IS beteiligt haben.

Der radikalsunnitische IS kontrolliert weite Gebiete der überwiegend von Sunniten bewohnten Provinz Anbar. Womöglich versuchen die Dschihadisten mit gezielten Tötungen den Widerstand der örtlichen Clans und Stämme zu brechen, die traditionell sehr einflussreich sind und zum Teil eigene Milizen unterhalten.

Indes beklagte die Chefin der UN-Kulturorganisation Unesco, Irina Bokova, bei einem Besuch in Bagdad eine "barbarische" Zerstörung des irakischen Kulturerbes durch die IS-Dschihadisten. "Die Extremisten versuchen, die Identität auszulöschen", sagte Bokova und bezeichnete dieses Vorgehen als "entsetzlich und inakzeptabel".

Die IS-Kämpfer zerstörten in Tikrit, Mossul und anderen von ihnen kontrollierten Gebieten Schreine, Gotteshäuser und antike Manuskripte. Zum Teil finanziert sich die Gruppierung auch über den Verkauf historischer Objekte auf dem Schwarzmarkt.

(AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort