IS kontrolliert große Teile Syriens Offenbar 100 Tote bei Angriff auf Gasfeld

Beirut · Der blutige Zug der Islamisten geht weiter: Etwa 100 Menschen sind nach Angaben von Aktivisten und einer Menschenrechtsorganisation beim Angriff muslimischer Extremisten auf ein Gasfeld in Syrien getötet worden.

Chronologie des Aufstiegs des IS im Irak
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Foto: afp, FC

Unter den Opfern seien Soldaten, Wachleute und Arbeiter, hieß es. Der Vorfall vom Donnerstag war damit der bislang blutigste bei den Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Mitgliedern der Organisation Islamischer Staat.

Zunächst habe sich ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt, dann hätten Kämpfer der Organisation Armeekontrollpunkte überrannt und das Schaer-Gasfeld in der Wüstenregion Palmyra erobert, sagte der Aktivistensprecher am Freitag in der Stadt Homs.

Das Syrische Beobachtungszentrum für Menschenrechte mit Sitz in London erklärte, 115 Menschen seien getötet worden. Das Schicksal von mehr als 200 weiteren Personen in der Anlage sei ungeklärt. Die syrische Regierung äußerte sich nicht zu dem Vorfall.

Der Islamische Staat hatte zuvor bereits einen großen Teil der ölreichen Provinz Dair as-Saur im Osten des Landes erobert. Damit kontrolliert die Terrorgruppe Islamischer Staat nach Angaben von Aktivisten jetzt mehr als ein Drittel des Landes. Das Gebiet erstreckt sich über weite Teile im Norden und Osten des Landes.

Bereits Anfang der Woche hatte die Terrorgruppe, die im Nachbarland Irak ebenfalls große Gebiete beherrscht, die strategisch wichtige syrische Stadt Dair as-Saur eingenommen. Die gleichnamige Provinz steht fast vollständig unter IS-Kontrolle, erklärten die Menschenrechtler. Nur wenige Teile würden noch von der Regierung beherrscht, darunter der Militärflughafen Dair as-Saur.

Aleppo droht humanitäre Katastrophe

Nach fast 80 Tagen ohne Wasser droht der syrischen Millionenstadt Aleppo derweil laut Aktivisten eine humanitäre Katastrophe. Wegen der andauernden Kämpfe gebe es bereits seit Anfang Mai in großen Teilen Aleppos kein fließendes Wasser mehr, warnte die Beobachtungsstelle für Menschenrechte.

So hätten Rebellen der Al-Qaida-nahen Extremistengruppe Al-Nusra-Front die Wasserversorgung von Gebieten blockiert, in denen Regierungstruppen stationiert seien. Regimegegner beschuldigen Damaskus, eine beschädigte Hauptversorgungsleitung absichtlich nicht zu reparieren. Die Bürger seien auf lokale Brunnen mit zum Teil verschmutztem Wasser angewiesen.

Oppositionelle Aktivisten warfen der Regierung zugleich vor, bei einem Angriff Bomben mit Chlorgas eingesetzt zu haben. Dabei hätten in dem Ort Kafr Zita nördlich der Stadt Hama mehr als 50 Menschen Atemwegserkrankungen erlitten, teilte die Generalkommission für die Syrische Revolution mit. Die Beobachtungsstelle für Menschenrechte konnte diese Angaben jedoch nicht bestätigen.

Nach der Einnahme eines Gasfeldes in Syrien durch die IS tauchte unterdessen ein Video mit einem Deutsch sprechenden Dschihadisten auf. Er hockt vor Leichen, die getötete Kämpfer des syrischen Regimes zeigen sollen. In einer Mischung aus Deutsch und Arabisch sagt er: "Die Hanasir (Schweine), die Hajawanat (Tiere) haben wir geschlachtet."

Erste Steinigung einer "Ehebrecherin" durch die IS

Zudem sollen die militanten Dschihadisten nach Angaben einer Nichtregierungsorganisation im Norden Syriens eine Frau wegen des Vorwurfs des Ehebruchs zu Tode gesteinigt. Wie die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Freitag mitteilte, handelt es sich um die erste "Hinrichtung" der durch die Dschihadistengruppe Islamischer Staat, die vor einiger Zeit ein grenzübergreifendes Kalifat im Irak und in Syrien ausrief.

Den Angaben zufolge ereignete sich die Steinigung in der Ortschaft Tabaka in der fast vollständig von Dschihadisten kontrollierten Provinz Rakka. Augenzeugen sagten der Nachrichtenagentur AFP, die etwa 30 Jahre alte Frau sei auf einem öffentlichen Platz gesteinigt worden. Zuvor habe ein religiöses Gericht des Islamischen Staats das Urteil gegen sie gefällt. Die Bewohner seien "entsetzt", wagten aber nicht, etwas gegen die grausamen Methoden zu unternehmen.

(ap)
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