Islamischer Staat Die brutalste Organisation der Welt

Düsseldorf · Die Terrormiliz IS hat sogar dem Netzwerk Al Kaida international den Rang abgelaufen. Doch unbesiegbar sind die schwarzen Kämpfer nicht.

Islamischer Staat: Die brutalste Organisation der Welt
Foto: Schnettler

Massenhinrichtungen, Vergewaltigungen, Versklavungen, Vertreibungen und jetzt die Terrorangriffe in Paris - kein Tag vergeht ohne Gräuelmeldungen in Zusammenhang mit der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Ihre vermummten Kämpfer sind meist in bedrohliches Schwarz gekleidet; mit gewaltverherrlichender Propaganda wirbt sie im Internet auch in deutscher Sprache erfolgreich um neue Anhänger.

Die unheimlichen Dschihadisten sind nicht, wie es im Westen wahrgenommen wurde, praktisch aus dem Nichts heraus in wenigen Wochen zur reichsten und gefährlichsten Terrorgruppe der Welt aufgestiegen. Kenner der Islamistenszene sehen Vorläufer bereits in der Gründung der syrischen Muslimbruderschaft 1942 und in den syrischen Islamisten-Aufständen 1964. Der straff organisierte sunnitische IS nutzte 2014 das Machtvakuum im religiös und politisch zersplitterten Irak und das Chaos im syrischen Bürgerkrieg zum Großangriff. Teile der irakischen Armee liefen zu ihr über, Widerstand gab es fast nirgends.

Inzwischen hat der IS große Teile Syriens und des Irak sowie kleine Bereiche Libyens erobert und dort ein Terrorregime errichtet, das anfangs von Geldgebern in arabischen Staaten gefördert wurde. Der Erdölreichtum der besetzten Region füllte die Kriegskasse zusätzlich: Nach Angaben der Vereinten Nationen hat der IS mit Ölverkäufen zeitweise bis zu 1,3 Millionen Euro täglich verdient.

Die Gruppe änderte häufig ihren Namen und nennt sich erst seit 2014 Islamischer Staat. Das "Kalifat", von einem angeblichen Stellvertreter Allahs regiert, wurde zuerst für den Irak und Syrien ("Scham") ausgerufen, wobei der arabische Begriff "Scham" die heutigen Länder Syrien, Libanon, Israel, Palästina, Jordanien und die südtürkischen Provinzen Hatay, Gaziantep und Diyarbakir umfasst. Neuerdings prahlt der IS sogar mit Plänen zur Eroberung Nordafrikas und großer Teile Europas und Asiens bis 2019.

Über seine Stärke schwanken die Angaben stark: Von 15.000 bis zu 50.000 Mann ist die Rede. Der US-Geheimdienst CIA will es genau wissen: Es seien 31.500. Der IS hat keine echte militärische Struktur: Die Kämpfer sind meist Abenteurer, Perspektivlose, Orientierung suchende Außenseiter oder von religiöser Propaganda Manipulierte. 375 von ihnen sollen Deutsche sein. Geführt werden sie unter anderem von desertierten irakischen Offizieren.

Der Anschlag von Paris darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der IS auch am Größenwahn scheitern könnte. Ein Blick auf die Landkarte zeigt die Grenzen seiner Vorherrschaft im Nahen Osten auf: Die Türkei und Israel kann er nicht frontal angreifen. Jordanien wird als stabil genug angesehen, um ein Eindringen des IS zu verhindern. Die schiitische Hisbollah, die eng mit dem Iran verbündet ist, wird eine Einmischung im Libanon verhindern.

Verbrechen wie in Paris stärken zudem die Allianz gegen den IS. Schon jetzt meldet das Verteidigungsministerium in Washington jeden Tag Luftangriffe der USA und ihrer zwölf Verbündeten auf die Islamisten, allein gestern waren es 18 Einsätze. Durch die Attacken soll der IS mehr als 1500 Kämpfer verloren haben; ihr Anführer Abu Bakr al Bagdadi wurde angeblich schwer verletzt.

Den Nimbus der Unbesiegbarkeit verloren die IS-Terroristen erstmals mit dem Rückzug aus der Kurden-Stadt Kobane an der Grenze zur Türkei. Vor wenigen Tagen mussten sie auch die strategisch wichtige Stadt Sindschar im Nord-Irak aufgeben.

(mic)
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