Nahostkonflikt Israel nimmt gezielt Hamas-Militärkommandeure ins Visier

Jerusalem · Nach dem erneuten Bruch des Waffenstillstandes im Gazastreifen greift das israelische Militär gezielt das Führungspersonal der radikalislamischen Hamas an.

Die Akteure und Vermittler im Nahost-Konflikt
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Foto: afp, AM/jh

Drei ranghohe Befehlshaber wurden am Donnerstag nach Angaben der Hamas bei einem Luftangriff auf ein Haus in der Stadt Rafah getötet. Israel bestätigte, zwei der Männer seien das Ziel von Angriffen gewesen. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte, die Männer hätten Anschläge gegen israelische Soldaten geplant und lobte die "herausragende Geheimdienstarbeit" im Vorfeld der Angriffe. Er bezeichnete militärische Führer der Hamas als legitime Angriffsziele.

Unterdessen räumte erstmals ein Vertreter der Hamas ein, seine Organisation habe hinter der Entführung und Ermordung dreier israelischer Jugendlicher im Juni gestanden, in deren Folge der Gazakrieg ausbrach.
Bei den Kommandeuren der Kassam-Brigaden handele es sich um Mohammed Abu Schammala, Raed al-Attar und Mohammed Barhum, teilte die Hamas mit. Das "Verbrechen" werde den Willen des palästinensischen Volkes nicht brechen können, sagte Hamas-Sprecher Sami Abu Suhri der Nachrichtenagentur Reuters.

"Israel wird den Preis dafür bezahlen." Abu Schammala und Al-Attar waren nach Angaben des israelischen Geheimdienstes Schin Bet 2006 an der Entführung des Soldaten Gilad Schalit beteiligt, der erst nach fünf Jahren im Gegenzug zur Freilassung von mehr als Tausend palästinensischen Gefangenen freikam. Ihnen wird die Verwicklung in zahlreiche weitere Angriffe auf Israelis vorgeworfen.

Am späten Dienstagabend hatte die israelische Luftwaffe im Norden des Gazastreifens das Haus des Militärchefs der Organisation, Mohammed Deif, angegriffen. Dabei waren dessen Frau und der sieben Monate alte Sohn getötet worden. Deif selbst entkam nach Darstellung der Hamas.

Neben den Hamas-Befehlshabern wurden Sanitätern zufolge am Donnerstag 26 weitere Palästinenser bei israelischen Angriffen getötet, darunter drei Kinder. In Israel schlugen wieder Raketen ein. Mehrere Geschosse landeten in der Nähe eines Kibbuz an der Grenze zu dem Palästinensergebiet. Ein Israeli sei schwer verletzt worden, teilte der Rettungsdienst mit. Die Hamas erklärte, sie habe am Donnerstag auch Raketen auf den internationalen Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv abgefeuert.

Ein Flughafensprecher sagte, es habe keine Behinderungen gegeben. Die meisten Raketen werden vom israelischen Abwehrschirm abgefangen. In Istanbul erklärte das ranghohe Hamas-Mitglied Saleh al-Arui, Mitglieder das Kassam-Brigaden hätten die getöteten drei israelischen Jugendlichen - ein 19-Jähriger und zwei 16-Jährige - im Westjordanland entführt und getötet. Dadurch wurde eine Spirale der Gewalt ausgelöst, die am 8. Juli in der Offensive der israelischen Armee im Gazastreifen mündete.

"Der Volkswille wurde in unserem besetzten Land ausgeführt und gipfelte in dem heldenhaften Einsatz der Kassam-Brigaden, die drei (jüdische) Siedler gefangen nahmen", sagte Al-Arui bei dem Treffen der Internationalen Vereinigung islamischer Studenten nach einer im Internet veröffentlichten Aufnahme der Veranstalter. Bislang hatte Im Gazastreifen waren die Kämpfe nach dem Bruch einer zehntägigen Waffenruhe durch die Palästinenser am Dienstag wieder voll entbrannt. Bislang wurden in dem Krieg mehr als 2000 Palästinenser sowie 64 israelische Soldaten und drei Zivilisten getötet. Ägypten hat erklärt, es wolle seine Vermittlungsbemühungen fortsetzen.

(REU)
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