Jerusalem fürchtet Boykott Orange will sich aus Israel zurückziehen - Protest in Jerusalem

Paris/Jerusalem · Der französische Telefongigant Orange will keine Geschäfte mehr in Israel machen. Zuvor hatten Flüchtlingsorganisationen den Rückzug gefordert. Jerusalem sieht einen Boykott. Business oder Politik?

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Pläne des französischen Telekommunikationsunternehmens Orange für einen Rückzug aus Israel haben heftige Reaktionen in Jerusalem ausgelöst. Orange begründete sein Vorhaben damit, "entsprechend der Konzernpolitik" wolle das Unternehmen nicht in Märkten aktiv sein, wo es nicht selbst als Betreiber agiere. Das Unternehmen wolle sich in keiner Form an politischen Debatten beteiligen, teilte es am Donnerstag mit.

Die Marke Orange ist über einen Lizenzvertrag mit Partner Communications seit Jahren in Israel präsent. Im April war ein bis 2025 laufender Vertrag bekanntgegeben worden. Menschenrechtsorganisationen forderten im Mai den Rückzug von Orange wegen Aktivitäten des Lizenzpartners in den von Israel besetzten Palästinensergebieten.

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Eine entsprechende Ankündigung von Orange-Chef Stéphane Richard in Kairo hatte die jüngsten Reaktionen ausgelöst. In Jerusalem forderte die Regierung eine Distanzierung der französischen Regierung, die rund ein Viertel der Orange-Anteile hält. Kulturministerin Miri Regev forderte vom französischen Präsidenten François Hollande "Null Toleranz gegenüber Antisemitismus" und die Entlassung Richards.

Der frühere französische Botschafter in Israel, Gérard Araud, sieht keine Verbindung zur Regierung, weil Orange ein privates Unternehmen sei. Über seinen Twitter-Account wies der inzwischen nach Washington entsandte Diplomat gleichzeitig darauf hin, Siedlungspolitik und ein Beitrag dazu seien illegal.

In Israel wird die Ankündigung von Orange als Boykott interpretiert. In der Nähe von Tel Aviv demonstrierten Angestellte von Partner Communications gegen die Äußerungen von Richard und verdeckten das Orange-Logo mit großen israelischen Flaggen. Das Land wird wegen seiner Politik in den Palästinensergebieten immer wieder kritisiert - bis hin zu Boykottaufrufen.

(dpa)
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