Tote bei Angriff am Sonntagmorgen Israels Armee zerstört erneut Wohngebäude

Gaza · Nach dem schweren zerstörungen von Samstag haben israelische Luftangriffe am Sonntagmorgen ein siebenstöckiges Gebäude in Rafah im Süden des Gazastreifens zerstört und ein zweistöckiges Geschäftshaus schwer beschädigt. Wie die Polizei im Gazastreifen mitteilte, gab es insgesamt sieben Verletzte, zwei davon verstarben in einem Krankenhaus.

Wohnhochhaus in Gaza bei Luftangriff zerstört
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Wohnhochhaus in Gaza bei Luftangriff zerstört

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Erst am Samstag hatte israelischer Beschuss ein zwölfstöckiges Hochhaus in Gaza-Stadt zum Einsturz gebracht, in dem Israel ein Einsatzzentrum der radikalislamischen Hamas vermutete. Ägypten hatte die Kriegsgegner am Samstag zur Rückkehr an den Verhandlungstisch und zu einem dauerhaften Waffenstillstand gedrängt.

Zwei Stunden vor der Bombardierung des Hochhauses in Gaza-Stadt warnte das Militär die Bewohner mit Flugblättern und Telefonanrufen. Sie wurden aufgefordert, das Gebäude zu räumen. Grund war laut Armee, dass Hamas-Kämpfer daraus operiert hätten.

Israel warnte am Samstag auch die gesamte Bevölkerung im Gazastreifen vor neuen Angriffen. Die Armee warf Flugblätter ab, auf denen sie die Menschen aufrief, sich von Orten fernzuhalten, an denen militante Palästinenser Raketen abschießen. Jedes Haus, das Ausgangspunkt militärischer Aktionen sei, werde attackiert. Die Armee beschoss nach eigenen Angaben am Samstag Dutzende Ziele im Gazastreifen.

Auch Israel geriet unter Beschuss: Eine Armeesprecherin sagte, militante Palästinenser hätten bis zum Abend mehr als 50 Raketen abgefeuert. Im Norden Israels schlug eine Rakete ein, die aus dem Süden Libanons abgefeuert wurde, wie die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA und das israelische Militär berichteten.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor rund sechs Wochen kamen nach palästinensischen Angaben in dem Küstengebiet gut 2100 Menschen um, mehr als 10.500 wurden verletzt. Auf israelischer Seite starben bislang 64 Soldaten und vier Zivilisten, Hunderte mussten medizinisch versorgt werden.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas forderte ein Ende der Kämpfe. Die Konfliktparteien müssten sobald wie möglich an den Verhandlungstisch zurückkehren, sagte Abbas in Kairo. Zuvor hatte er sich mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi getroffen, dessen Regierung in dem Konflikt zu vermitteln sucht.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon telefonierte erneut mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu und forderte, die Konfliktparteien müssten bald eine dauerhafte Feuerpause vereinbaren sowie erneut "ernsthafte Verhandlungen" über eine Zwei-Staaten-Lösung aufnehmen.

Mit einer großen Anzeige in der "New York Times" prangerten Überlebende des Holocausts den israelischen Militäreinsatz im Gazastreifen als "Massaker an den Palästinensern" an. Die 327 Unterzeichner aus den USA und vor allem Europa bezeichnen sich selbst als Überlebende oder Nachkommen von Opfern des Nazi-Völkermords, die den Einsatz der israelischen Armee "unmissverständlich verurteilen". Die Anzeige ist eine Reaktion auf eine Aktion des Friedensnobelpreisträgers Elie Wiesel. Wiesel und Unterstützer hatten in einer Annonce die Hamas mit den Nazis in Verbindung gebracht.

(ap)
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