Nahost-Konflikt Israels Militär bombardiert Hamas-Stellungen

Gaza (RPO). Nach tagelangem Raketenbeschuss durch radikale Palästinenser hat Israel seine Drohungen wahr gemacht und massive Luftangriffe auf den Gazastreifen geflogen. Israelische Kampfflugzeuge bombardierten am Samstag Stellungen der radikalislamischen Hamas, rund 150 Menschen wurden nach palästinensischen Angaben getötet. Die Hamas rief zur Vergeltung auf und feuerte Dutzende Raketen auf Israel ab, die mindestens eine Israelin töteten.

Israelischer Überraschungsangriff auf Gaza-Stadt
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"Mindestens 145 Menschen sind bei den Angriffen gestorben, im ganzen Gazastreifen hat es Hunderte Verletzte gegeben", sagte der Gesundheitsminister der Hamas, Bassem Naim. Nach Angaben des Hamas-Hörfunks kamen mindestens 155 Palästinser ums Leben, die meisten in der Stadt Gaza im Norden des abgeriegelten Küstenstreifens. Der Sprecher der Hamas-Sicherheitskräfte sagte, dass mehr als hundert der Getöteten Polizisten seien. Unter ihnen befinde sich auch der Polizeichef von Gaza, General Taufik Dschaber.

Ziele der israelischen Angriffe, die um Samstag um 11.30 (Ortszeit, 10.30 Uhr MEZ) begannen, waren Armeesprecher Avi Benjahu zufolge Waffenarsenale, Ausbildungslager, Regierungsbüros und Kommandozentralen der Hamas. Da die Vorbereitungen im Geheimen abgelaufen seien, seien die Angriffe für die Hamas überraschend gekommen.

Die Luftangriffe seien erst der Anfang der Angriffe gegen die Hamas gewesen, sagte Benjahu im Armeehörfunk. Es gebe keine Frist für ein Ende des Einsatzes, der auf einen Kabinettsbeschluss hin begonnen habe. Auf die Frage nach einer Bordenoffensive im Gazastreifen sagte Benjahu, dass die israelische Armee über ein "breites Spektrum" an militärischen Mitteln verfüge und darauf im Notfall zurückgreife. Israels Präsident Schimon Peres hatte einen Einmarsch der Armee zuvor ausgeschlossen.

Die Hamas rief ihre Kämpfer auf, den israelischen Einsatz "mit Gewalt" zu rächen. Nach Berichten des Hamas-Radion beschossen radikale Palästinenser den Süden Israels am Samstag mit Dutzenden Raketen. Eine Israelin wurde getötet, als ein Geschoss in einem Haus in der Ortschaft Netivot einschlug, wie israelische Rettungskräfte mitteilten.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verurteilte die israelischen Luftangriffe und nahm nach eigenen Angaben Kontakt zu mehreren Ländern auf, um die israelischen Angriffe zu stoppen. Die arabische Welt solidarisierte sich umgehend: Ägypten verurteilte die "militärische Aggression Israels" und öffnete den Übergang Rafah zum Gazastreifen, um verletzte Palästinenser zu versorgen. Jordanien beantragte nach Angaben der Arabischen Liga eine Sondersitzung der Außenminister der Mitgliedsländer. Libyens Staatschef Muammer el Gaddafi warb nach Angaben aus Regierungskreisen in Tripolis in Gesprächen mit arabischen Kollegen für eine "geschlossene Haltung".

Reaktionen aus der EU

Der französische Staatschef und EU-Ratsvorsitzende Nicolas Sarkozy verlangte ein unverzügliches Ende der Raketenangriffe auf Israel sowie der israelischen Bombardements. In einer Erklärung verurteilte er die "unangemessene Anwendung von Gewalt". Der EU-Außenbeauftragte Javier Solana forderte einen "sofortigen Waffenstillstand" im Gazastreifen.

Die USA riefen Israel auf, zivile Opfer zu vermeiden. Allerdings müsse die Hamas die Raketenangriffe einstellen, wenn die Gewalt ein Ende haben solle, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Gordon Johndroe. Die britische Regierung zeigte sich "zutiefst besorgt" und rief Israel zur "höchsten Zurückhaltung" auf. Russland forderte beide Seiten zum Gewaltverzicht auf.

Die israelische Regierung hatte in den vergangenen Tagen wiederholt mit einem Militäreinsatz im Gazastreifen gedroht. Die Hamas hatte vor einer Woche den im Juni unter ägyptischer Vermittlung ausgehandelten sechsmonatigen Waffenstillstand mit Israel offiziell für beendet erklärt. Seitdem beschossen radikale Palästinenser israelisches Gebiet vom Gazastreifen aus wieder verstärkt mit Raketen

(AFP)
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