IS bekennt sich zu Attentat in Istanbul Wohl auch Deutsche bei Terroranschlag getötet

Istanbul · Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat sich zu dem Angriff auf einen Tanzclub in Istanbul bekannt. Ein "Soldat des Kalifats" sei für die Tat verantwortlich, heißt es in einer am Montag Erklärung des IS. Unter den Opfern sind offenbar auch zwei Männer aus Bayern.

 Trauer in Istanbul: Die Bürger legen Blumen am Anschlagsort nieder.

Trauer in Istanbul: Die Bürger legen Blumen am Anschlagsort nieder.

Foto: dpa, LP kno

In dem Bekennerschreiben, das sich im Internet verbreitete, hieß es: "In Fortsetzung der gesegneten Operationen des Islamischen Staates gegen die Beschützerin des Kreuzes, die Türkei, hat einer der heldenhaften Soldaten des Kalifats gegen den berühmten Nachtclub zugeschlagen, wo die Nazarener (Christen) ihr polytheistisches Fest feiern. Er hat sie mit Handgranaten und seiner automatischen Waffe angegriffen und ihre Feiern in Trauer umgewandelt."

Einem Zeitungsbericht zufolge sehen auch die türkischen Behörden eine Verbindung zur Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Die Zeitung "Hürriyet" berichtete am Montag ohne Angaben von Quellen, es gebe Vermutungen, wonach der flüchtige Attentäter aus Kirgistan oder Usbekistan stamme und etwas mit dem IS zu tun habe.

Die Ermittler schließen dem Bericht zufolge nicht aus, dass der Mann mit der mutmaßlichen IS-Zelle zusammenhängt, die im vergangenen Juni den dreifachen Selbstmordanschlag auf den Istanbuler Atatürk-Flughafen mit 47 Toten verübt haben soll.

Der Zeitung zufolge hatten Polizei und Geheimdienste in der Türkei vor Silvester Informationen über möglicherweise zum Jahreswechsel bevorstehende Anschläge in verschiedenen Städten erhalten. Im Dezember habe es in diesem Zusammenhang Razzien und Festnahmen gegeben. Am 30. Dezember sei dann eine Geheimdienstwarnung aus den USA über die Gefahr von IS-Anschlägen in Istanbul oder Ankara am kommenden Tag eingegangen.

Die türkische Armee ist seit vier Monaten im Norden Syriens an einer Offensive gegen die IS-Miliz und kurdische Kämpfer beteiligt. Istanbul, Ankara und andere türkische Städte waren im vergangenen Jahr das Ziel von Anschlägen, die dem IS oder bewaffneten kurdischen Gruppen zugeschrieben wurden. Dabei kamen hunderte Menschen ums Leben.

Der Attentäter von Istanbul hatte laut türkischen Behörden früh am Neujahrstag zunächst einen Polizisten und einen Zivilisten erschossen, dann tötete er wahllos Partygäste im Club "Reina". In dem auf der europäischen Seite von Istanbul gelegenen Club mit mehreren Restaurants und Tanzflächen hielten sich zur Silvesterfeier bis zu 800 Menschen auf. Der Schütze konnte flüchten. 39 Menschen starben, 65 wurden verletzt.

Auch zwei Männer aus Bayern kamen bei dem Anschlag ums Leben, Nach Angaben eines Sprechers der Stadt Landsberg am Lech handelt es sich um einen 28-Jährigen aus Landsberg und einen etwa drei Jahre jüngeren Mann aus dem nahen Kaufering.

Auch das Auswärtigen Amt bestätigte: "Wir gehen davon aus, dass zwei der Todesopfer aus Deutschland kamen, das heißt also hier ihren festen Wohnsitz hatten". Laut einem Sprecher habe einer der Opfer sowohl die deutsche als auch die türkische Staatsangehörigkeit. "Bei dem anderen gehen wir derzeit davon aus, dass er nur türkischer Staatsangehöriger ist." Beide hätten in Bayern gewohnt. Drei weitere deutsche Staatsangehörige seien bei dem Anschlag verletzt worden, so der Sprecher: "Sie sind in guter medizinischer Behandlung und außer Lebensgefahr."

(mro/dpa/afp)
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