Angebliche Gülen-Anhänger Türkei nimmt 42 Mitarbeiter von Universitäten fest

Istanbul · Erneut geht die türkische Polizei gegen Akademiker vor. Zahlreiche Universitätsmitarbeiter werden festgenommen, darunter ein bekannter Regierungskritiker. Sie sollen Verbindungen zur Gülen-Bewegung haben.

 Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu beim Gerechtigkeitsmarschs

Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu beim Gerechtigkeitsmarschs

Foto: afp, OZN

42 Mitarbeiter von zwei Istanbuler Universitäten wurden am Montag festgenommen, wie die Nachrichtenagentur DHA berichtete. Unter ihnen sei der regierungskritische Politikwissenschaftler Koray Caliskan, der an der bekannte Bogazici-Universität lehrt. Insgesamt habe die Staatsanwaltschaft die Festnahme von 72 Universitätsmitarbeitern angeordnet.

Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, zudem sei Polizeigewahrsam für 43 aktive oder ehemalige Mitarbeitern des Büros des Ministerpräsidenten angeordnet worden.

Allen wird vorgeworfen, Verbindungen zu dem in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen zu haben, den die Türkei für den Putschversuch vom Juli 2016 verantwortlich macht. Die Gülen-Bewegung gilt in der Türkei als Terrororganisation. Die nun Festgenommenen werden laut Anadolu beschuldigt, den Messenger-Dienst ByLock benutzt zu haben. Über den Dienst sollen Gülen-Anhänger unter anderem für die Vorbereitung des Putschversuchs kommuniziert haben.

100.000 Staatsbedienstete flogen raus

Unter dem nach dem Putschversuch verhangenen Ausnahmezustand gehen die türkischen Behörden rigoros gegen vermeintliche Gülen-Anhänger vor. Zehntausende wurden verhaftet, zahlreiche Medien geschlossen und mehr als 100.000 Staatsbedienstete per Notstandsdekret entlassen oder suspendiert.

Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu hatte am Sonntag zum Abschluss eines mehr als 400 Kilometer langen "Gerechtigkeitsmarschs" von Ankara nach Istanbul die Maßnahmen unter dem Ausnahmezustand kritisiert und dessen Aufhebung gefordert. Vor Hunderttausenden Anhängern warf er Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan vor, der Justiz Anweisungen zu erteilen.

(veke/dpa)
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