US-Republikaner Jeb Bush quält sich mit seinem Comeback

New York · Endlich fokussiert sich eine Debatte der republikanischen Präsidentschaftsbewerber auf kernpolitische Fragen. Ansonsten bietet die vierte direkte Auseinandersetzung wenig Ertragreiches. Jeb Bush zeigte sich in besserer Form als zuletzt. Aber auf der großen Bühne fühlt er sich nicht wohl.

Jeb Bush quält sich mit seinem Comeback
Foto: afp, dec

Mit ziemlicher Sicherheit dürften Jeb Bushs Strategen die nächsten Tage damit verbringen, beunruhigten Spendern zu versichern, dass von Unruhe, gar Panik im Lager des Kandidaten überhaupt keine Rede sein könne. Dass alles nach Plan laufe, dass der Mann nun mal kein begnadeter Debattenredner sei, wohl aber verstehe, im politischen Alltag knifflige Reparaturaufgaben zu übernehmen. "Jeb can fix it", lautet der Spruch dazu, der Verlegenheitsspruch, wie man auch sagen kann.

In Milwaukee, bei der vierten TV-Debatte der republikanischen Präsidentschaftskandidaten, drehte sich alles um die Frage, ob dem angeschlagenen Ex-Favoriten ein Comeback gelingen würde, nachdem er knapp zwei Wochen zuvor bei einem Wortduell mit dem aufstrebenden Marco Rubio rhetorische Prügel bezogen hatte.

Bush hatte zwar ein paar lichte Momente, etwa, als er den Einwanderungs-Hardliner Donald Trump mit seinem Gerede von Massendeportationen darauf hinwies, dass es völlig unmöglich sei, elf Millionen ohne Papiere im Land lebende Migranten im Hauruckverfahren über die Grenze nach Mexiko abzuschieben. So unbeholfen wie bei vorangegangenen Runden wirkte er nicht. Aber die Bravour-Vorstellung, die er hätte bieten müssen, um den Aufstieg Rubios, seines einstigen politischen Lieblingsschülers, zu stoppen, ist ihm auch nicht gelungen. Wahrscheinlich ist er zu solchen Vorstellungen schlicht nicht in der Lage.

Die große Bühne ist nicht Bushs Milieu. Rubio mag auf ihr hin und wieder glänzen, aber eines haben die zwei Stunden in Milwaukee eben auch deutlich gemacht: Der 44 Jahre alte Senator aus Miami gefällt sich allzu oft in Klischees und Plattitüden, allem voran der unendlich oft wiederholte Satz, dass er die Zukunft verkörpere, während Hillary Clinton für die Vergangenheit stehe. Seine außenpolitischen Beiträge beschränkten sich diesmal darauf, Wladimir Putin einen Gangster zu nennen, "eine Figur des organisierten Verbrechens, die ein Land regiert", und Barack Obama dafür zu tadeln, dass er iranischen Ajatollahs mehr Respekt entgegenbringe als dem israelischen Ministerpräsidenten.

Donald Trump scheint je mehr Federn zu lassen, je konkreter über Sachfragen diskutiert wird, zumal sich beim Publikum Ermüdungseffekte einzustellen scheinen. Man hat aus dem Munde des New Yorker Milliardärs einfach schon zu oft gehört, dass er, der geniale Geschäftsmann, den Dilettanten der Berufspolitik weit überlegen sei: Außer Floskeln nichts gewesen. Der Neurochirurg Ben Carson, zurzeit an der Spitze der republikanischen Kandidatenriege, wirkt überfordert, wenn es um das Zahlenwerk von Steuerplänen oder Staatsbudgets geht.

Zumal seine offenkundig unausgegorenen Programme erst jetzt, da ihn die Demoskopen auf dem Spitzenplatz sehen, genauer unter die Lupe genommen werden. Vielleicht wird man in ein paar Monaten sagen, dass Milwaukee den Wendepunkt des republikanischen Vorwahlkampfs markierte. Den Moment, in dem die Berufspolitiker, die Rubios, Bushs und Kasichs, den Seiteneinsteigern, den Trumps und Carsons, den Rang abliefen. Es kann so kommen, muss aber nicht. Wer Prognosen wagte, lag bei diesem chaotischen Rennen bislang fast immer daneben

(FH)
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