Deutsche seit Juni 2009 verschleppt Jemen verhandelt mit Entführern

Sanaa (RPO). Die jemenitische Regierung hat nach eigenen Angaben Verhandlungen über die Freilassung einer seit Monaten verschleppten deutschen Familie aufgenommen. "Die Verhandlungen mit den Entführern der deutschen und britischen Geiseln sind jetzt im Gange", sagte Außenminister Abubakr al-Kirbi am Dienstag in Sanaa.

Jemen: Einblicke in ein unbekanntes Land
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Bei Kämpfen in der Provinzhauptstadt Saada im Norden des Landes töteten jemenitische Truppen unterdessen laut Innenministerium 19 der sogenannten Huthi-Rebellen. Saudi-Arabien meldete Kämpfe mit den Rebellen um einen Grenzposten.

Ein deutsches Ehepaar mit drei kleinen Kindern war im Juni als Teil einer neunköpfigen Gruppe von Ausländern in der Gegend von Saada entführt worden. Zwei deutsche Frauen und eine Südkoreanerin wurden später tot gefunden. Zusammen mit der deutschen Familie wird noch ein Brite vermisst. Präsident Ali Abdullah Saleh hatte Bundesaußenminister Guido Westerwelle nach dessen Angaben bei seinem Kurzbesuch in Sanaa am Montag mitgeteilt, dass die Behörden nun den Aufenthaltsort der Geiseln ausfindig gemacht hätten.

Offenbar habe die jemenitische Regierung vor dem Hintergrund des Besuchs ihrer Suche nach den Geiseln nochmals Nachdruck verliehen, sagte Westerwelle am Dienstag. Zu den Angaben über Verhandlungen habe die Bundesregierung keine eigenen Erkenntnisse. "Wir hoffen natürlich darauf, dass sie zutreffen, weil das ein wirklich hoffnungsvolles Zeichen wäre", sagte er.

Zu der Entführung im Kampfgebiet der Huthis hat sich niemand bekannt, die Rebellengruppe bestreiten eine Beteiligung. Geiselnahmen von Ausländern im Jemen in den vergangenen Jahren gingen meist auf das Konto von Stämmen, die damit Forderungen etwa nach Infrastrukturmaßnahmen der Regierung Nachdruck verleihen wollten. Die Geiseln kamen in aller Regel körperlich unversehrt frei. 2008 wurden allerdings zwei Belgierinnen in einem Hinterhalt getötet, den die Behörden Al-Kaida anlasteten.

Seit dem Anschlagsversuch eines Nigerianers auf ein US-Flugzeug an Weihnachten ist das Land an der Südspitze der arabischen Halbinsel in den Fokus der internationalen Terrorismusbekämpfung geraten. Zu dem verhinderten Attentat hatte sich der örtliche Al-Kaida-Flügel bekannt, der infolge der Instabilität im Jemen in einigen Provinzen Fuß fassen konnte. Die USA befürchten, Al-Kaida könnte von dort aus Anschläge auf die benachbarte Ölmacht Saudi-Arabien und andere Ziele unternehmen. In der Provinz Schabwa wurden Sicherheitskreisen zufolge vier Al-Kaida-Verdächtige festgenommen.

Truppen durchkämmen Saada

Bei den Kämpfen mit den Huthi-Rebellen an der Grenze zu Saudi-Arabien wurden vier Soldaten des Königreichs getötet, wie das Staatsfernsehen berichtete. Die Aufständischen hätten zuvor ein Ultimatum zur Räumung eines besetzten Grenzpostens verstreichen lassen, sagte der saudiarabische Vize-Verteidigungsminister Prinz Chaled bin Sultan, dem Sender.

Jemenitische Truppen durchkämmten in der Altstadt von Saada nach Angaben des Innenministeriums Haus für Haus. Die Huthis hätten dort in Privathäusern Zuflucht gesucht. Rund 25 Menschen seien festgenommen worden. Rebellenchef Abdul-Malik al-Huthi beschuldigte die Gegner seiner Gruppe, absichtlich die Zivilbevölkerung anzugreifen, um ein Ende der Kämpfe zu erzwingen. Schon bei früheren Gelegenheiten hätten jemenitische, saudiarabische und US-Flugzeuge Angriffe auf Zivilisten geflogen.

Die zur Religionsgruppe der Zaiditen gehörenden Huthi-Rebellen kämpfen seit 2004 gegen die Regierung in Sanaa, der sie soziale, wirtschaftliche und religiöse Benachteiligung vorwerfen. Durch die Kämpfe in einer Bergregion nahe der Grenze zu Saudi-Arabien sind Hunderte Menschen getötet und Zehntausende vertrieben worden. Daneben ringt das ärmste arabische Land mit einer Separatistenbewegung im Süden.

(RTR/felt)
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