Bei Amtseinführung von Ashton Carter Joe Biden geht auf Tuchfühlung

Washington · Joe Biden ist für seine herzerwärmende Spontanität bekannt. Bei zwei offiziellen Anlässen im Weißen Haus ließ der US-Vizepräsident wieder mal seine Improvisationskünste aufblitzen. Nur ging das aus Sicht von Beobachtern gründlich daneben.

Joe Biden kommt Frau von Ashton Carter nahe
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Joe Biden kommt Ashton Carters Frau nahe

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Spontane Momente in der Politik sind so eine Sache: Oft glücken sie, manchmal verpuffen sie einfach. Und bisweilen kann es auch richtig peinlich werden. Letzteres musste US-Vizepräsident Joe Biden am Dienstag (Ortszeit) im Weißen Haus erfahren — und zwar gleich zwei Mal.

Bei der Amtseinführung des neuen Pentagonchefs Ashton Carter war Biden mit ungewöhnlicher Tuchfühlung aufgefallen: Als der frisch gebackene Verteidigungsminister zu seiner Dankesrede ansetzte, winkte der Vizepräsident dessen Frau Stephanie Carter zu sich heran und legte ihr die Hände auf die Schulter. Dort ruhten sie 20 Sekunden, dann beugte sich Biden vor und flüsterte ihr etwas ins Ohr.

Peinlich berührtes Kichern

Stunden später leistete sich der zweite Mann im Staat erneut einen Fauxpas — bei einem Gipfel gegen gewaltsamen Extremismus. Biden zog in einer Rede eine steile Parallele zwischen seiner Heimatstadt Wilmington in Delaware und Minneapolis, wo Lokalpolitiker die Radikalisierung junger Leute mit somalischen Wurzeln zu verhindern versuchen.

Auch in Wilmington gebe es eine "große, sehr erkennbare somalische Gemeinde", gab der Vizepräsident zu Protokoll. "Dem möchte ich hinzufügen: 'Wenn Sie mal zum Bahnhof kommen sollten, würde es Ihnen vielleicht auffallen, dass ich mit ihnen (den Somaliern) sehr gut kann, weil sehr viele von ihnen Taxis fahren und Freunde von mir sind."

Auf die Einlassungen reagierte das Publikum — religiöse Würdenträger sowie Migrantenvertreter überwiegend muslimischen Glaubens und afrikanischer Herkunft — mit verhaltenem, peinlich berührtem Kichern. Doch Biden ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. "Ich meine das ernst", erklärte er weiter.

Reaktionen in sozialen Medien

Sowohl Bidens Einlassung über seine somalische Taxifahrer-Freunde als auch der Vorfall mit Stephanie Carter riefen in den sozialen Medien ein erhebliches Echo hervor. Der allgemeine Tenor lautete: "Was hatte sich Biden bloß dabei gedacht?"

Nun hat Biden sich über Jahrzehnte mit seinem Hang zur Improvisation und zum offenen Wort als Marke profiliert. Dies schätzen vor allem seine Fans, die bei Politikern Authentizität vermissen. So sei er einfach, wiegeln dann Anhänger ab, wenn Biden wieder mit denkwürdigen Auftritten von sich reden macht.

"Landesweit wird Biden fast als ein Novum betrachtet", findet Kyle Kondik, politischer Analyst im Zentrum für Politik an der Universität von Virginia. "Das hat aber zwei Seiten. Er kommt mit einigen Sachen davon, mit denen andere nicht davonkommen, aber es lässt ihn auch als weniger seriös erscheinen als er es gerne hätte."

Dabei will Biden womöglich noch höher hinaus. Zwei Mal bewarb er sich für den Chefposten im Weißen Haus. Für 2016 erwäge er erneut eine Kandidatur, erklärte Biden.

(ap)
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