Möglicher Deal mit Israel USA erwägen Freilassung von Topspion Pollard

Jerusalem · Zur Rettung des Nahost-Friedensprozesses erwägen die USA offenbar ein ungewöhnliches Angebot an Israel: Der israelische Topspion Jonathan Pollard könnte vorzeitig aus US-Haft entlassen werden. Ein israelischer Minister nennt die Idee schändlich.

 Ein Mann hält ein Flugblatt, das um die Freilassung des Spions Jonathan Pollard bittet.

Ein Mann hält ein Flugblatt, das um die Freilassung des Spions Jonathan Pollard bittet.

Foto: afp, mlo/mro/jh

US-Außenminister John Kerry traf sich bis Dienstagfrüh zweimal mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu sowie mit dem palästinensischen Unterhändler Sajeb Erekat. Dabei soll über die Freilassung Jonathan Pollards gesprochen worden sein, wenn sich Israel im Gegenzug zu Zugeständnissen an die Palästinenser bereit erklärt.

Der israelische Kabinettsminister Uri Ariel wandte sich allerdings gegen die Idee, für Pollards Freilassung Zugeständnisse zu machen. Der Inhaftierte lehne diesen "schändlichen Deal" ebenfalls ab, sagte Ariel am Dienstag unter Berufung auf Pollards Umfeld.

Kerry war am Montag erneut in den Nahen Osten gereist, weil die Friedensverhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern auch kurz vor Ablauf der gesetzten Frist Ende April kaum Ergebnisse zeitigen. Ein Knackpunkt ist die Forderung Israels, dass die Palästinenser es als jüdischen Staat anerkennen. Die palästinensische Seite lehnt dies ab. Sie verlangt nun kurzfristig die zugesagte Freilassung weiterer palästinensischer Häftlinge aus israelischen Gefängnissen. Kerry versucht vor allem, die Verhandlungen auch über den Stichtag 29. April am Leben zu erhalten.

Kehrtwende der USA

Zwei Personen, die mit den Verhandlungen vertraut sind, bestätigten die Erwägungen, Pollard in dem Zusammenhang freizulassen. Allerdings sei dies noch keineswegs sicher. Es wäre eine Kehrtwende der USA in dem Fall, der als Belastung für die ansonsten sehr engen Beziehungen zu Israel gilt.

Bislang hatten US-Verteidigungsexperten und Geheimdienstler immer dagegen gestimmt, den seit mehr als 28 Jahren inhaftierten Pollard - wie von israelischen Politikern erwünscht - freizulassen. Der jüdische US-Amerikaner hatte als ziviler Analyst für die US-Marine gearbeitet. Die Israelis warben ihn an und erhielten von ihm Tausende Dokumente, darunter auch Satellitenfotos und Daten über Waffensysteme der 1980er Jahre.

1985 wurde Pollard von FBI-Beamten in Washington festgenommen. Er ist zu lebenslanger Haft verurteilt. Eine erste Chance auf Freilassung hätte er nach jetzigem Stand am 21. November 2015, 30 Jahre nach seiner Festnahme.

Das Weiße Haus lehnte am Montag einen Kommentar zu einem möglichen Deal mit Israel ab.

(ap)
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