Rettungsbemühungen für Geiseln Jordanien zu Gefangenenaustausch mit Terrormiliz IS bereit

Tokio · Einlenken in letzter Minute: Kurz vor Ablauf eines Ultimatums der Terrormiliz Islamischer Staat hat sich Jordanien zu einem Gefangenenaustausch bereiterklärt. Auch Japan sucht nach einer Verhandlungslösung.

 Die IS-Geisel Kenji Goto ist ein japanischer Journalist.

Die IS-Geisel Kenji Goto ist ein japanischer Journalist.

Foto: ap

"Jordanien ist bereit, die irakische Gefangene Saidscha al-Rischawi freizulassen, wenn der jordanische Pilot Mu'ath al-Kasseasbeh unverletzt freigelassen wird", sagte Informationsminister Mohammed al-Momani der staatlichen Nachrichtenagentur Petra am Mittwoch.

Die Mutter des vom IS festgehaltenen japanischen Journalisten Kenji Goto drängte ihre Regierung ebenfalls zum Nachgeben. "Bitte retten Sie Kenji", sagte Junko Ishido in einer vor Reportern verlesenen Botschaft am Mittwoch. Ministerpräsident Shinzo Abe solle mit der Regierung Jordaniens zusammenarbeiten. "Für Kenji ist nur noch wenig Zeit", sagte Ishido.

Auch Al-Kasseasbehs Vater Safi hatte die Regierung in Amman inständig gebeten, auf die Forderungen der IS-Miliz einzugehen. "Jeder sollte wissen, vom Kopf der Regierung bis hin zu allen anderen, dass die Sicherheit von Mu'ath Stabilität in Jordanien bedeutet, und dessen Tod Chaos", sagte er. Vor dem Büro des Ministerpräsidenten in Amman kamen rund 200 Angehörige des Piloten zusammen. Sie skandierten regierungskritische Parolen und verlangten, die Forderungen der Geiselnehmer zu erfüllen.

Al-Rischawi zum Tode verurteilt

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Foto: afp, FC

Jordanien beteiligt sich an den von den USA geführten Luftangriffen gegen den IS, der große Teile Syriens und des Iraks kontrolliert. Al-Kasseasbeh wurde im vergangenen Dezember nahe der syrischen Stadt Rakka abgeschossen und gilt als erster ausländischer Pilot, der dem IS in die Hände gefallen ist.

In einer angeblich von IS-Extremisten verfassten Videobotschaft war am Dienstag die Freilassung Al-Rischawis verlangt worden. Ansonsten hätten der 47 jährige Goto und der 26 Jahre alte Al-Kasseasbeh nur noch weniger als 24 Stunden zu leben. Al-Rischawi ist wegen Beteiligung an einem Anschlag des Terrornetzwerks Al Qaida auf ein Hotel in Jordanien zum Tode verurteilt worden. Bei dem Terrorangriff 2005 in Amman wurden 60 Menschen getötet.

Isis/IS - Islamischer Staat im Irak und Syrien
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Foto: dpa, sdt moa

Der jordanische Parlamentsabgeordnete Bassam al-Manassir sagte, sein Land verhandle mithilfe von Geistlichen und Stammesführern indirekt mit der Terrormiliz. Jordanien und Japan wollten al-Rischawi nicht allein im Austausch für Goto freilassen. Als sich Informationsminister Al-Momani zu Wort meldete, erwähnte er Goto allerdings nicht.

Zunächst Lösegeld gefordert

Japans stellvertretender Außenminister Yasuhide Nakayama, der in Amman die Bemühungen um eine Geiselfreilassung koordiniert, äußerte sich nicht zum Stand der Verhandlungen. Die USA lehnen Verhandlungen mit dem IS ab.

In der vergangenen Woche hatte der IS mit der Ermordung zweier Japaner gedroht — Gotos und dessen 42-jährigen Landsmannes Haruna Yukawa — falls die Regierung in Tokio nicht 176 Millionen Euro zahle.
Am Wochenende tauchte ein Video auf, das Goto mit einem Foto des angeblich getöteten Yukawa zeigte. In der Botschaft von Dienstag wurde dann statt eines Lösegelds ein Gefangenenaustausch gefordert.
In der Darstellung beider Videos gab es Übereinstimmungen.

Sollte der IS die Freilassung einer Al-Qaida-Terroristin erzwingen, wäre das nach Meinung von Beobachtern ein großer Propagandaerfolg für die Terrormiliz.

(ap)
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