Chefredakteur während der Watergate-Enthüllungen Journalist Ben Bradlee mit 93 Jahren gestorben

Washington · Der zur Zeit der legendären Watergate-Enthüllungen verantwortliche Chefredakteur der US-Zeitung "Washington Post", Ben Bradlee, ist tot. Bradlee starb in seinem Haus in Washington am Dienstag mit 93 Jahren eines natürlichen Todes, wie die Zeitung berichtete.

 Dieses Foto von Ben Bradlee stammt aus dem Jahr 2012.

Dieses Foto von Ben Bradlee stammt aus dem Jahr 2012.

Foto: ap

US-Präsident Barack Obama würdigte die Leistungen Bradlees für den Journalismus. Die Watergate-Reporter Carl Bernstein und Bob Woodward erklärten, Bradlee habe den "Mut einer ganzen Armee" gehabt.

Bradlees Frau Sally Quinn, ebenfalls eine frühere Reporterin der "Washington Post", hatte im vergangenen Monat erklärt, dass ihr Mann an Demenz leide. Bradlee leitete die Geschicke der renommierten Zeitung als Chefredakteur zwischen 1968 und 1991 und verantwortete daher auch die Berichte rund um den Watergate-Skandal, die den damaligen US-Präsidenten Richard Nixon 1974 zum Rücktritt zwangen. Bradlee habe in seiner Zeit die "Washington Post" zu einer der weltweit führenden Zeitungen gemacht, würdigte das Blatt den Verstorbenen.

Obama erklärte, der Journalismus sei für Bradlee "mehr als nur ein Beruf gewesen". Vielmehr habe er ihn als ein "öffentliches Gut" begriffen, das wichtig für die Demokratie des Landes sei. Bradlee habe Reporter dazu gebracht, "Geschichten zu erzählen, die erzählt werden mussten", erklärte Obama. "Diese haben uns geholfen, die Welt und einander ein bisschen besser zu verstehen."

Für die Watergate-Berichterstattung war die "Washington Post" einst mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet worden. Der Skandal wurde außerdem in einem Roman aufgegriffen und verfilmt. Begonnen hatte die Affäre, als fünf Männer in die Wahlkampfzentrale der Demokraten einbrachen, um sie zu verwanzen. Ihre Spur führte bis zum Präsidenten selbst. Die beiden Reporter Bernstein und Woodward deckten mit Hilfe einer "Deep Throat" genannten Informationsquelle die Vertuschungsmanöver Nixons auf.

Bernstein und Woodward veröffentlichten eine gemeinsame Erklärung zum Tod ihres früheren Chefs: Bradlee sei ein "wahrer Freund" und ein Anführer in der Branche gewesen. "Sein einziges unnachgiebiges Prinzip war die Suche nach der Wahrheit", erklärten sie. Der Mann habe den "Mut einer ganzen Armee" gehabt. Der damalige Verleger Donald Graham würdigte Bradlee als "besten US-Chefredakteur seiner Zeit".

Bradlee wurde 1921 in Boston geboren und studierte an der renommierten Harvard-Universität. Für die "Washington Post" und die "Newsweek" arbeitete er unter anderem als Reporter und wurde in dieser Zeit ein Freund des früheren US-Präsidenten John F. Kennedy. Im Jahr 1968 übernahm er als Chefredakteur die Geschicke der "Washington Post". Den Posten gab er 1991 ab, er blieb aber Vizepräsident der Zeitung.

(AFP)
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