Juan Manuel Santos Kolumbianischer Präsident bekommt den Friedensnobelpreis
Oslo/Düsseldorf · Der Friedensnobelpreis geht in diesem Jahr an den kolumbianischen Präsidenten Juan Manuel Santos. Das gab das norwegische Komitee in Stockholm bekannt.
Mit der Auszeichnung werde das Engagement des 65-Jährigen für ein Ende des kolumbianischen Bürgerkriegs gewürdigt, hieß es bei der Bekanntgabe durch das Nobelkomitee am Freitag. Der kolumbianische Präsident habe sich bemüht, den bereits 50 Jahre andauernden Bürgerkrieg in seinem Land zu beenden.
"Wir ehren die Arbeit, die bereits geleistet wurde, und ermutigen alle Parteien weiterzumachen", sagt die Vorsitzende des Komitees Kaci Kullmann Five.
Die Bevölkerung hat gegen das Friedensabkommen mit den FARC-Rebellen gestimmt
Schließlich kommt die Auszeichung zu einem eher unpassenden Zeitpunkt: Das kolumbianische Volk hatte am vergangenen Sonntag das Abkommen zwischen FARC-Rebellen und der Regierung abgelehnt, das Vertreter beider Parteien ausgehandelt hatten. Der Friedensprozess in dem Land hatte damit einen starken Rückschlag erlitten.
Das habe die Vergabe aber nicht beeinflusst, so das Komitee. Vielmehr wolle man allen am Friedensprozess Beteiligten Mut machen, den Weg weiterzugehen. Dass die Mehrheit der Wähler das Friedensabkommen abgelehnt habe, bedeute nicht, dass sie den Frieden ablehne. Das Komitee wünsche Präsident Santos die Kraft, die Herausforderung erfolgreich zu meistern.
Der Geehrte schlief zum Zeitpunkt der Bekanntgabe noch. In Kolumbien war es erst vier Uhr morgens, als in Stockholm die Vorsitzende des Komitees vor die Presse trat. Parallel zur öffentlichen Verkündigung versuchte man, den Präsidenten zu erreichen. Als die Verbindung stand, sei der Präsident "überwältigt" gewesen von der Auszeichnung, ließ er über das Komitee mitteilen.
"Es ist früh am Morgen, deshalb hatte er sich gerade erst den Schlaf aus den Augen gerieben", sagte der Sekretär des Nobelkomitees, Olav Njølstad dem Fernsehsender NRK, nachdem er den Preisträger erreicht hatte. "Er war sehr dankbar und sagte sofort, dass das unschätzbar wichtig für den weiteren Friedensprozess in Kolumbien sei."
Dass mit dem Friedensnobelpreis auch Preistäger auszeichnet werden, deren Engagement noch anhält oder noch nicht von Erfolg gekrönt ist, ist nicht ungewöhnlich: Auch US-Präsident Barack Obama erhielt 2009 die Auszeichnung für seine politischen Pläne, militärische Einsätze der USA einzuschränken und das umstrittene Gefangenenlager auf Guantanamo aufzulösen.
Seit dem Beginn des Bürgerkriegs in Kolumbien wurden über 220.000 Menschen getötet. In Kolumbien kämpfen linksgerichtete Guerilla-Gruppen, das Militär und paramilitärische Einheiten gegeneinander. Dabei wurden häufig auch Anschläge auf Zivlisten verübt. Auch Drogenkartelle sind in dem Konflikt maßgeblich beteiligt, ein Großteil des weltweit verfügbaren Kokains kommt aus Kolumbien.
Die Osloer Jury hatte sich in diesem Jahr unter einer Rekordzahl von Anwärtern entscheiden müssen. 376 Kandidaten — 228 Personen und 148 Organisationen — waren für den Preis vorgeschlagen. Nur wenige Nominierungen waren im Vorhinein bekannt, wie etwa die von Papst Franziskus.
Im vergangenen Jahr hatte das Nobelkomitee das tunesische Quartett für den nationalen Dialog ausgezeichnet. Der Zusammenschluss aus Gewerkschaftsverband, Arbeitgeberverband, Menschenrechtsliga und Anwaltskammer war für den gemeinsamen Einsatz für Demokratie in Tunesien geehrt worden.
Wie die anderen Nobelpreise ist auch die Friedensauszeichnung mit acht Millionen schwedischen Kronen (etwa 850 000 Euro) dotiert. Der Friedensnobelpreis wird am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters und Dynamit-Erfinders Alfred Nobel, offiziell verliehen. Überreicht wird die Auszeichnung aber im Gegensatz zu den Nobelpreisen für Literatur, Medizin, Physik und Chemie nicht in Stockholm, sondern in Oslo.