Kairo 25 Menschen sterben bei Anschlag auf koptische Kirche

Kairo · Bei einem der schwersten Anschläge in der ägyptischen Hauptstadt Kairo sind in der koptischen Kirche Sankt Peter und Paul mindestens 25 Menschen getötet worden. Weitere 49 Menschen sind verletzt worden.

Kairo: Viele Tote bei Anschlag auf koptische Kirche
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Viele Tote bei Anschlag auf koptische Kirche in Kairo

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Das teilte Gesundheitsminister Ahmed Emad al-Din am Sonntag mit. Zunächst bekannte sich keine Gruppe zu der Tat. Die Kirche steht in unmittelbarer Nähe der Sankt-Markus-Kathedrale, dem Amtssitz des koptischen Papstes Tawadros II.. Die koptische Kirche gehört zu den orthodoxen Kirchen im Orient, die sich im 5. Jahrhundert von der römischen Kirche abgespaltet hatten.

Die Bombe aus rund zwölf Kilogramm TNT explodierte laut den Sicherheitsvertretern gegen 10 Uhr. Die Wucht der Explosion ließ die meisten Glasfenster der Kirche zerbersten und wirbelte die Kirchenbänke durcheinander. Überall waren Blutspuren zu sehen, auf dem Boden des Gotteshauses lagen Schuhe und andere persönliche Gegenstände der Gläubigen.

Sicherheitskreise berichteten der Deutschen Presse-Agentur, dass ein Sprengsatz wahrscheinlich in die Kirche geworfen worden sei. Am Sonntag wurde in dem Gotteshaus eine Messe gefeiert. Der Anschlag ereignete sich den Angaben zufolge gegen Ende der Messe. Er fiel zeitlich zusammen mit einem Feiertag, der in Ägypten die Geburt des islamischen Religionsgründers und Propheten Mohammed markiert.Der Tatort wurde weiträumig abgesperrt und von einer Vielzahl von Sicherheitskräften gesichert.

Ein dpa-Reporter vor Ort berichtete von einer aufgebrachten Gruppe von etwa 50 Menschen, die den Rücktritt von Innenminister Magdi Abdel Ghaffar forderten. Andere Passanten stellten sich an, um vor Ort Blut für die Verletzten zu spenden.

Drei Tage Staatstrauer angekündigt

Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi sprach von einem abscheulichen Terrorakt, der sich gegen Christen wie Muslime gerichtet habe. Der Schmerz, den die Ägypter fühlten, werde sich niederschlagen in einer kompromisslosen Jagd auf die Verantwortlichen des Anschlages, hieß es in einer Erklärung des Staatsoberhauptes. Zugleich kündigte Al-Sisi eine dreitägige Staatstrauer an.

Schätzungen zufolge sind etwa zehn Prozent der mehr als 90 Millionen Ägypter christliche Kopten. Das Zusammenleben mit der muslimischen Mehrheit im Land ist größtenteils friedlich, es gibt aber vereinzelt Spannungen. So vor allem in der mittelägyptischen Provinzhauptstadt Al-Minja.

Erst am Freitag waren sechs Polizisten bei einem Anschlag in Ägyptens Hauptstadt getötet worden. In Ägypten kommt es immer wieder zu Anschlägen, die sich vielfach gegen Sicherheitskräfte richten. Die Regierung macht dafür in der Regel die islamistischen Muslimbrüder verantwortlich. Diese sind seit dem Sturz des Präsidenten Mohammed Mursi 2013 verboten. Mursi war vor seiner Amtsübernahme einflussreiches Mitglied der Muslimbrüder.

Die Gewalt grassiert vor allem in der unruhigen Region auf der nördlichen Sinai-Halbinsel, wo ein Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat operiert. Nach einer Anschlagswelle in Kairo im Sommer 2015 war es in der Hauptstadt in den vergangenen Monaten vergleichsweise ruhig geblieben.

(felt/dpa/AFP)
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