Zivile Opfer in Afghanistan Karsai stellt ausländische Truppenpräsenz in Frage

Kabul (RPO). Nach den jüngsten Militäraktionen mit Todesfällen in der Zivilbevölkerung hat der afghanische Präsident Hamid Karsai eine Überprüfung der ausländischen Truppenpräsenz angeordnet. Bei einem Angriff vorige Woche waren in einer Ortschaft angeblich 76 Zivilisten getötet worden.

Afghanistan: Welche Länder wieviele Soldaten stellen
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Foto: AP

Das Außen- und das Verteidigungsministerium wurden angewiesen, auf ein Ende von "Luftangriffen auf zivile Ziele" hinzuwirken. Jüngster Anlass der ungewöhnlich schroff formulierten Erklärung vom Montagabend war ein US-Luftangriff am Donnerstag vergangener Woche in der Provinz Herat, bei dem nach Angaben des afghanischen Innenministerium 76 Bewohner der Ortschaft Asisabad getötet wurden. Nach US-Militärangaben richtete sich der Angriff gegen ein Treffen von Taliban-Kämpfern. Nach US-Angaben wurden mindestens 30 Rebellen getötet.

Die NATO reagierte zurückhaltend auf Karsais Vorstoß. Man sei noch nicht offiziell von der Entscheidung informiert, sagte ein Sprecher des Militärbündnisses am Dienstag. Er betonte, die NATO-Mission beruhe auf einem UN-Mandat und der Einladung Afghanistans. Von den US-Streitkräften war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Im Osten Afghanistans ist unterdessen ein japanischer Mitarbeiter einer Hilfsorganisation entführt worden, wie das Außenministerium in Tokio bestätigte. Der 31 Jahre alte Mitarbeiter der Organisation Peshwar-Kai, die Kliniken in der Region betreibt, wurde Medienberichten zufolge am Dienstagmorgen in der Nähe der Stadt Dschalalabad verschleppt.

Australischer General warnt vor Fehler wie im Irak

Der australische Generalmajor Jim Molan warnte die internationalen Streitkräfte in Afghanistan davor, die im Irak gemachten Fehler zu wiederholen und den Krieg mit zu wenig Truppen zu führen. Er sehe Parallelen zwischen der sich verschlechternden Lage in Afghanistan und der Situation im Irak nach der Niederlage der irakischen Streitkräfte im Jahr 2004, sagte Molan, der damals im Irak 300.000 Soldaten unter seinem Kommando hatte. Der inzwischen pensionierte General schätzt die Zahl der benötigten Soldaten in Afghanistan auf rund 500.000. Derzeit sind dort aber lediglich 65.000 ausländische und 62.000 afghanische Soldaten im Einsatz.

(ap)
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