Streit um Katalonien Jetzt gehen die Gegner der Unabhängigkeit auf die Straße

Madrid · Die Aussicht auf eine Abspaltung Kataloniens vom Königreich Spanien hat am Samstag zahlreiche Menschen im ganzen Land auf die Straße gebracht. Anhänger eines Dialogs zwischen Madrid und Barcelona versammelten sich gegen Mittag zu Kundgebungen vor den Rathäusern.

Sie folgten dem Aufruf der Bürgerinitiative "Parlem? Hablemos?" ("Sprechen wir?" auf Katalanisch und Kastilisch). "Spanien ist besser als seine politischen Führer", heißt es in der auf der Website "Change.org" veröffentlichten Petition der Initiative, die bis Samstagfrüh 9000 Menschen unterschrieben. Darin wurde dazu aufgerufen, sich weiß gekleidet vor den Rathäusern im Land zu treffen und weiße Tücher an die Balkone zu hängen.

In Madrid und Barcelona versammelten sich mehrere hundert weiß gekleidete Menschen vor den Rathäusern. Zur gleichen Zeit versammelten sich im Zentrum der Hauptstadt tausende Anhänger von Spaniens Einheit zu einem "patriotischen Marsch".

In Barcelona will der Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa am Sonntag an einer ähnlichen Demonstration teilnehmen. Der Peruaner mit spanischer Staatsangehörigkeit hatte das katalanische Unabhängigkeitsstreben als "Krankheit" verurteilt und vor einem "neuen Bosnien" gewarnt.

Das katalanische Regionalparlament könnte am Dienstag die Unabhängigkeit von Spanien ausrufen. Eine für Montag geplante Parlamentssitzung hatte das spanische Verfassungsgericht verboten, um die Proklamation der Unabhängigkeit zu verhindern. Regionalpräsident Carles Puigdemont verschob daraufhin seinen Auftritt vor dem katalanischen Parlament auf Dienstag.

Katalonien: Demonstrationen gegen die Unabhängigkeit
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Katalonien: Demonstrationen gegen die Unabhängigkeit

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Foto: rtr, AW

Bei dem am vergangenen Sonntag abgehaltenen Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien stimmten 90 Prozent der Teilnehmer für eine Abspaltung von Spanien, die Wahlbeteiligung lag bei 43 Prozent.

Die Zentralregierung hatte am vergangenen Wochenende mit einem großen Polizeiaufgebot versucht, das vom Verfassungsgericht für rechtswidrig erklärte Referendum zu verhindern. Polizisten schlossen Wahllokale, beschlagnahmten Abstimmungsunterlagen und hinderten Menschen mit Schlagstöcken und Gummigeschossen an der Stimmabgabe.

Erst am Freitag entschuldigte sich ein Vertreter Madrids für die Polizeigewalt - hunderte Menschen waren verletzt worden.

(felt)
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