Über 50 Jahre nach Ermordung Kennedys Trump hält einen Teil der JFK-Akten zurück — gibt andere frei

Washington · Groß ist die Veröffentlichung von Geheimdienstinformationen über die Ermordung von John F. Kennedy angekündigt worden. Doch nun hält US-Präsident Trump Akten zurück.

John F. Kennedy: Auf den Spuren einer Legende
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JFK – auf den Spuren einer Legende

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Eigentlich wollte er mehr Licht in den Fall bringen, um den sich über 50 Jahre später unzählige Verschwörungstheorien ranken. Jetzt hat US-Präsident Donald Trump überraschend die Freigabe Hunderter Akten zur Ermordung des früheren US-Präsidenten John F. Kennedy blockiert.

In der Nacht zum Freitag beugte sich Trump buchstäblich in letzter Minute Sicherheitsbedenken von Geheimdiensten: Nach Angaben von Regierungsmitarbeitern verlangten CIA, FBI und andere Dienste, einige der Akten nicht zu veröffentlichen und sie zuvor zu editieren.

Zugleich genehmigte er am Donnerstagabend (Ortszeit) die Veröffentlichung von 2800 Unterlagen. Die anderen sollten sechs weitere Monate überprüft und danach gegebenenfalls herausgegeben werden, erklärten Mitarbeiter des Weißen Hauses. "Ich habe keine Wahl", sagte Trump demnach mit Blick auf die Sperre. Er ordne aber an, dass "der Schleier endlich gelüftet" werde. Nach Ablauf der Frist werde alles veröffentlicht werden, was möglich sei.

Regierungsmitarbeitern zufolge will der Präsident weiter Druck auf CIA und FBI machen, dass Dokumente nach der Überprüfung lediglich in den "seltensten Fällen" noch weiter unter Verschluss gehalten werden.
Nach Angaben des Weißen Hauses hatten die Bundesbehörden darauf gedrängt, die Dokumente trotz einer am Donnerstag ablaufenden Frist weiter geheim zu halten. Hintergrund sind Bedenken um die nationale Sicherheit.

Insgesamt gibt es mehr als 3100 Akten zur Ermordung von JFK am 22. November 1963, die die Öffentlichkeit noch nie gesehen hat. Bisher wurden rund 30 000 Dokumente, mit Schwärzungen, publik gemacht. Für Historiker wäre die Freigabe eine Chance, die größten Fragen rund um den Kriminalfall aufzuklären - und Verschwörungstheorien die Grundlage zu nehmen.

 Im amerikanischen Nationalarchiv sind Tausende von Dokumenten zur Ermordung des früheren Präsidenten John F. Kennedy.

Im amerikanischen Nationalarchiv sind Tausende von Dokumenten zur Ermordung des früheren Präsidenten John F. Kennedy.

Foto: afp, mw/jk

Die Sichtung des umfangreichen Aktenmaterials wird dauern. Es soll sich um Zehntausende, womöglich mehr als hunderttausend Seiten handeln.

Kennedy war am 22. November 1963 in Dallas mit mehreren Gewehrschüssen ermordet worden. Untersuchungen einer Kommission zu dem Verbrechen kamen zu dem Ergebnis, dass der - später selbst ermordete - Attentäter Lee Harvey Oswald alleine gehandelt haben soll.

Dennoch haben sich all die Jahre über etliche Verschwörungstheorien gehalten - etwa die These, dass der Kennedy-Nachfolger Lyndon B. Johnson in Verbindung mit der CIA die Strippen bei dem Attentat gezogen habe oder Kuba darin verwickelt gewesen sei. Dass nun ein Teil der Dokumente weiter zurückgehalten wird, gab im Internet sofort neuen Verschwörungstheorien Nahrung.

Der präsidentielle Ausschuss zur Untersuchung der Ermordung Kennedys, bekannt geworden als die Warren Commission, erklärte 1964, Oswald sei ein Alleintäter gewesen. Auch eine weitere Untersuchung des US-Kongresses brachte 1979 keine Beweise für die Theorie, dass die CIA an dem Attentat auf Kennedy beteiligt war.

Der US-Kongress hatte 1992 beschlossen, dass das Nationalarchiv alle mit der Ermordung Kennedys im Zusammenhang stehenden Information sichern und diese innerhalb von 25 Jahren veröffentlichen muss. Ausnahmen könne nur der Präsident machen, wurde damals verfügt.

(sbl)
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