Präsidentschaftswahl in Kenia Kenyatta führt — Odinga wirft ihm Betrug vor

Nairobi · Nach Auszählung fast aller Stimmen bei der Präsidentschaftswahl in Kenia liegt der amtierende Präsident Kenyatta deutlich vorne. Kenias Oppositionsführer Odinga wies die Wahlergebnisse als gefälscht zurück.

 Der kenianische Oppositionsführer Raila Odinga (M) gibt in einem Wahllokal im Slum Kibera in Nairobi (Kenia) seine Stimme ab.

Der kenianische Oppositionsführer Raila Odinga (M) gibt in einem Wahllokal im Slum Kibera in Nairobi (Kenia) seine Stimme ab.

Foto: dpa, SA BI joh kno

Wahlbeobachter befürchten Unruhen.

"Diese Ergebnisse sind eine Fälschung, das ist Betrug", sagte der Herausforderer am frühen Mittwochmorgen. Die Ergebnisse "können nicht glaubwürdig sein", fügte Raila Odinga mit Blick auf die elektronische Auszählung der Stimmen hinzu.

Amtsinhaber Uhuru Kenyatta liegt nach den ersten Ergebnissen in Führung. Nach Angaben der Wahlkommission kommt der Staatschef nach Auszählung von mehr als 35.000 der 40.833 Wahllokale auf 54,8 Prozent. Für Odinga stimmten demnach 44,4 Prozent der Wähler.

Die Kommission teilte nicht mit, in welchen Wahlbezirken die Stimmen schon ausgezählt worden waren, doch im kenianischen Fernsehen wurden Ergebnisse einzelner Gebiete gezeigt, die Kenyattas Vorsprung bestätigten.

Odinga kritisierte die Wahlkommission und die fehlende Übersicht über die einzelnen Wahlbezirke. So wisse das Land nicht, welche Bezirke ausgezählt worden seien und wie dort abgestimmt wurde, sagte Odinga. "Das System hat versagt." Ebenso sagte der Oppositionsführer aus, Hacker seien in die Datenbank der Wahlbehörden eingedrungen, um den "demokratischen Prozess" zu manipulieren.

Millionen Kenianer hatten am Dienstag trotz der befürchteten Unruhen ihre Stimme abgegeben. Neben dem Präsidenten und dem Parlament wurden auch Gouverneure, Senatoren und Frauenvertreterinnen neu gewählt. Zehntausende Sicherheitskräfte waren bei dem Urnengang im Einsatz; größere Zwischenfälle blieben aus.

In einigen Wahlzentren gab es nach Angaben der Wahlkommission allerdings einige technische Probleme. Für Unmut sorgten auch lange Wartezeiten. Von zentraler Bedeutung ist für viele Beobachter die Funktionsfähigkeit der Wahlsystems, das eine biometrische Erkennung der Wähler und eine digitale Übertragung der Stimmen vorsieht. Vor vier Jahren war das System zusammengebrochen und hatte für Manipulationsvorwürfe gesorgt.

Odinga warf der Wahlkommission vor, keine Nachweise für die veröffentlichten Auszählungsergebnisse vorzulegen. Er forderte unter anderem Sitzungsprotokolle aus den Wahllokalen, die die digital übertragenen Ergebnisse untermauern. Kenyattas Partei Jubilee wies die Betrugsvorwürfe zurück. Er habe von Odingas Partei Nasa "nichts anderes erwartet", sagte Jubilee-Generalsekretär Raphael Tunju.

Die Wahlkommission kündigte an, trotz der Betrugsvorwürfe weiterhin Teilergebnisse zu veröffentlichen. Die Kommission sei gegenüber den Wählern und dem kenianischen Volk eine Verpflichtung eingegangen, sagte das Kommissionsmitglied Roslyn Akombe. Transparenz und Rechenschaftspflicht gehörten dazu.

Odingas Betrugsvorwürfe schüren die Sorge vor einer gewaltsamen Auseinandersetzungen über das Wahlergebnis. Vor zehn Jahren war Kenia, das reichste Land in Ostafrika, nach einem knappen Wahlausgang von blutigen Unruhen mit mehr als 1100 Toten erschüttert worden. 600.000 Menschen wurden vertrieben.

Diesmal war der Wahlkampf über Wochen hinweg weitgehend friedlich geblieben, doch zuletzt kam es zu einer Reihe von Gewalttaten — dabei wurde Ende Juli auch ein leitender Mitarbeiter der Wahlkommission ermordet.

Der 55-jährige Kenyatta und Ex-Regierungschef Odinga sind seit langem verfeindet. Odinga beschuldigte den Präsidenten schon vor der Abstimmung, das Wahlergebnis fälschen zu wollen. Der 72-jährige Gegenkandidat, der zum vierten Mal antritt, hatte schon bei vorherigen Wahlen den Sieg für sich reklamiert.

(AFP)
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