PR-Tour durch Nordkorea Kim Jong Un - Diktator der Herzen

Seit einigen Tagen bereist Nordkoreas Diktator Kim Jong Un sein Land. Von den Staatsmedien lässt er sich als liebenswerter Menschenfreund porträtieren. Der Sympathie-Kampagne dient offenbar auch ein Foto aus früher Kindheit.

Kim Jong Un zeigt sich rundum liebenswert
14 Bilder

Kim Jong Un zeigt sich rundum liebenswert

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Über das Privatleben des eigenwilligen Diktators aus Asien ist nicht viel an belastbaren Dingen bekannt. Die Bilder, die die koreanische Staatsagentur nun veröffentlichte, zeigen den kleinen Kim als etwa vier- oder fünfjährigen Nachwuchs-Diktator. Schon damals steckte er in einer Uniform.

Seit einigen Tagen bombardieren die Staatsmedien die Welt mit Bildmaterial von dem Mann, dessen wahres Alter im Dunkeln liegt. Die Aufnahmen sind Teil einer bizarren PR-Tournee, die den Führer Nordkoreas offensichtlich als möglichst sympathischen Typ darstellen sollen.

Kim Jong Un besucht einen Flugplatz, lässt sich die Leistungsfähigkeit von Kampfjets demonstrieren, anschließend raucht er mit dem Piloten eine Zigarette von Mann zu Mann. Kim Jong Un schlendert durch ein neu gebautes Aquarium in einem Kindercamp. Kim Jong Un lässt sich von einer aufgebrachten Frauenmenge sogar anfassen.

Die Botschaft dieser Bilder steht denen aus auch im Westen üblichen Kampagnen in nichts nach. Seht her, dieser Mann ist unser Freund, liebt die Kinder, kann auch volksnah und ist dennoch ein ganzer Kerl. Der Wahrheitsgehalt hat sich freilich bei Bildern aus Nordkorea als wenig belastbar erwiesen. Bei Militärübungen wurden bisweilen schon einmal ein paar Einsatzfahrzeuge mit Photoshop hinzugezaubert, bei Kundgebungen tauchten auf Bildern Menschen auf, die gar nicht da waren.

Auch bei der Persönlichkeit Kim Jong Uns ist aller Freundlichkeit zum Trotz besser Skepsis angebracht. Zum Jahreswechsel ließ er unlängst seinen Onkel und dessen Anhang hinrichten, weil er sich bedroht fühlte, Menschenrechts-Experten der Uno werfen ihm Grausamkeiten an der eigenen Bevölkerung vor.

Während Nordkoreas Elite in Champagner bade, ernährten sich die vom Hunger geplagten Untertanen von Ratten und anderem Ungeziefer. "Es ist schwer, sich einen anderen Fall vorzustellen, der eher vor den Strafgerichtshof gebracht werden müsste", heißt es in New York mit Blick auf Kim Jong Un.

Warum Pjöngjang ausgerechnet jetzt die Bilderflut in Auftrag gibt, bleibt vorerst ein Rätsel. Im vergangenen Jahr diente eine ähnliche Offensive allem Anschein nach als Krisen-Begleitmusik und Demonstration von Stärke. Damals stand Nordkorea wegen mehrerer Raketentests international massiv unter Druck.

Die Erklärung taugt auch ein Jahr später. Ungeachtet der schweren Anklagen durch die UN sucht der Führer Nordkoreas im Jahr 2014 womöglich abermals die direkte Konfrontation. So befürchtet Südkorea, dass Nordkorea derzeit einen neuen Atombombentest vorbereitet, provoziert durch den Besuch von US-Präsident Obama in Seoul.

Nach der Kritik an seinen jüngsten Raketentests durch den Weltsicherheitsrat hatte das kommunistische Regime in Nordkorea Ende März mit einer "neuen Form von Atomtest" gedroht. Es wäre es der vierte Atomtest des Landes. Er würde die ohnehin gespannte Lage auf der koreanischen Halbinsel abermals verschärfen.

(pst)
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