Bruder des Machthabers Kim Jong Un USA machen Nordkorea für Mord verantwortlich

Washington · Die US-Regierung sieht es als erwiesen an, dass Nordkorea den Halbbruder von Machthaber Kim Jong Un mit dem Nervengift VX ermorden ließ. "Die USA verurteilen den Einsatz von Chemiewaffen für einen Mord scharf", erklärte das US-Außenministerium am Dienstag (Ortszeit).

 Kim Jong Nam, ein Halbbruder und potenzieller Rivale des nordkoreanischen Machthabers, war am 13. Februar 2017 getötet worden. (Archiv)

Kim Jong Nam, ein Halbbruder und potenzieller Rivale des nordkoreanischen Machthabers, war am 13. Februar 2017 getötet worden. (Archiv)

Foto: dpa, AY vge hjb

Washingtons Schlussfolgerungen zur Ermordung von Kim Jong Nam führten zu neuen Sanktionen gegen Pjöngjang. Bekanntgegeben wurde dies inmitten einer historischen Annäherung zwischen Nordkorea und Südkorea.

"Diese öffentliche Zurschaustellung der Missachtung universeller Regeln gegen die Anwendung von Chemiewaffen zeigt erneut die rücksichtslose Natur Nordkoreas", erklärte die Sprecherin des US-Außenministeriums Heather Nauert. Der Fall zeige auch, "dass wir es uns nicht leisten können, ein nordkoreanisches Massenvernichtungsprogramm jeglicher Art zu tolerieren".

USA legt keine Beweise vor

Demnach schlussfolgerten die USA bereits am 22. Februar dieses Jahres, dass "die Regierung Nordkoreas" den im Exil lebenden Kim Jong Nam mit VX ermordet habe. Das Außenministerium machte keine Angaben darüber, auf welchen Beweisen dieses Fazit ruht.

Die Schlussfolgerung, wonach ein Land das Verbot von Chemiewaffen oder biologischen Kampfstoffen missachtet, löst nach US-Recht Wirtschaftssanktionen aus. Allerdings dürften diese angesichts der bereits bestehenden Strafmaßnahmen von USA und Vereinten Nationen gegen Nordkorea wegen dessen Atomwaffen- und Raketenprogramms nur eine geringe Wirkung haben.

Das US-Außenministerium veröffentlichte seine Mitteilung just zu einem Zeitpunkt, zu dem Nord- und Südkorea historische Schritte zu einer Annäherung unternehmen. Die seit Jahrzehnten verfeindeten Staaten vereinbarten nach Angaben vom Dienstag ein Treffen von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un mit dem südkoreanischen Moon Jae In im April.

Nach Angaben aus Seoul sagte die Führung in Pjöngjang zu, während der Dialogphase ihre Atom- und Raketentests zu stoppen. Zudem erklärte sich Nordkorea demnach bereit, auch mit den USA ins Gespräch über die atomare Abrüstung zu kommen. Zuvor hatte Kim Jong Un eine südkoreanische Delegation empfangen.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres zeigte sich ermutigt über die Vereinbarungen. Die jüngsten Entwicklungen seien weitere Schritte in Richtung "einer Grundlage für die Aufnahme eines aufrichtigen Dialogs", der zu einem nachhaltigen Frieden und einer Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel führen könne.

US-Präsident Donald Trump sprach von einer "sehr positiven" Entwicklung. "Sie scheinen sich positiv zu verhalten, aber wir werden sehen", sagte Trump im Weißen Haus mit Blick auf Nordkorea.

"Wir stehen erst am Anfang"

Nordkoreas Verbündeter China rief den Norden und den Süden am Mittwoch auf, die "gegenwärtige Chance zu ergreifen". Peking hoffe, dass Pjöngjang und Seoul "die Versöhnung und Kooperation" weiter vorantreiben, erklärte Außenamtssprecher Geng Shuang

Allerdings warnte der südkoreanische Präsident Moon vor überzogenen Erwartungen: Es sei noch "zu früh, um optimistisch zu sein", sagte der Staatschef. "Wir stehen erst ganz am Anfang."

Seoul und Washington planen zudem, die von Nordkorea scharf kritisierten gemeinsamen Militärübungen nach den Paralympics in Südkorea wieder aufzunehmen. Das nächste Manöver sei für Mitte Mai vorgesehen, verlautete aus US-Regierungskreisen.

(se)
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