Betrugsverdacht Russischer Regisseur Serebrennikow festgenommen

Moskau · Der prominente russische Theaterregisseur Kirill Serebrennikow ist unter dem Verdacht der Unterschlagung festgenommen worden. Seine Anhänger vermuten dahinter eine Rache konservativer Kreml-Kreise.

 Der russische Regisseur Kirill Serebrennikow (Archiv).

Der russische Regisseur Kirill Serebrennikow (Archiv).

Foto: dpa, bwe lus wie

Serebrennikow werde verdächtigt, umgerechnet knapp eine Million Euro staatlicher Gelder veruntreut zu haben, die für eine Produktion an seinem Theater vorgesehen waren, teilte das Staatliche Ermittlungskomitee am Dienstag mit. Der 47-Jährige ist ein international anerkannter Theatermacher und steht der russischen Führung kritisch gegenüber. Er sollte im September in Stuttgart die Märchenoper "Hänsel und Gretel" inszenieren.

Die Behörden hatten die Wohnung des Regisseurs und das Gogol-Theater im Mai durchsucht. Drei frühere Mitarbeiter wurden mit Untersuchungshaft oder Hausarrest belegt. Serebrennikow war nach Behördenangaben zunächst Zeuge in dem Verfahren. Weil aber sein Pass eingezogen war und er nicht ins Ausland reisen durfte, fürchtete auch er eine Verhaftung.

Den Vorwurf der Veruntreuung wies er zurück. Allerdings hat ihn die frühere Chefbuchhalterin seiner Produktionsfirma "Siebtes Studio" in Vernehmungen belastet. Nach Serebrennikows Angaben werfen die Ermittler ihm vor, eine bestellte Inszenierung von Shakespeares "Sommernachtstraum" sei nicht zustande gekommen. Die Aufführung ist allerdings mehrfach in Russland und im Ausland gezeigt worden.

Viele russische Künstler haben eine Freilassung der inhaftierten Theatermacher gefordert. Auch die Staatsoper Stuttgart setzte sich für Serebrennikow ein. Im Mai setzte das Bolschoi-Theater in Moskau ein Ballett des Regisseurs über den russischen Startänzer Rudolf Nurejew kurz vor der Welturaufführung ab.

Serebrennikow ist für gewagte Produktionen bekannt, die die zunehmend konservative Haltung der russischen Gesellschaft aufs Korn nehmen. Seine Anhänger sehen in den Ermittlungen eine Vergeltung konservativer Kreise des Kremls wegen Serebrennikows satirischer Kritik an russischen Behörden.

(wer/dpa/ap)
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