UN-Konferenz in Paris Wie ein Wort das Klima-Abkommen ins Wanken brachte

Le Bourget · Nach gefühlt endlosen Verhandlungen schien bei der Klimakonferenz in Paris endlich alles geklärt - doch unmittelbar vor der Abschlussberatung stand die Einigung plötzlich noch einmal auf der Kippe. Grund war ein einzelnes Wort.

 Die US-Delegation um Außenminister John Kerry reklamierte die Formulierung.

Die US-Delegation um Außenminister John Kerry reklamierte die Formulierung.

Foto: ap

Unmittelbar vor der dann erfolgreichen Abschlussberatung brach am Samstagabend plötzlich noch einmal Hektik aus - und Delegierte und Beobachter fragten sich, warum Frankreichs Außenminister Laurent Fabius die Sitzung nicht endlich eröffnete. Der Hintergrund war, neben einigen anderen weniger bedeutsamen Ungereimtheiten, die Frage von "shall" und "should".

"Entwickelte Länder sollen weiterhin die Führung übernehmen bei die gesamte Wirtschaft betreffenden Zielen zur Senkung der Emissionswerte", hieß es in dem den Delegierten vorliegenden Text. Dort hätte aber "sollten" stehen müssen, reklamierte die US-Delegation. Im Deutschen nur ein Buchstabe, aber ein wichtiger rechtlicher Unterschied.

"Shall" (sollen) wäre eine bindende Verpflichtung, die für das ganze Abkommen eine Ratifizierungpflicht durch den US-Kongress auslösen könnte, wo das Klimaabkommen so gut wie sicher an der Mehrheit der Republikaner scheitern würde.

"Should" (sollten) ist dagegen eine weniger verbindliche Aufforderung. Genau deswegen hätte eine Reihe von Schwellen- und Entwicklungsländern an dieser Stelle tatsächlich lieber "shall" gehabt - wollte daran dann aber das Abkommen doch nicht scheitern lassen.

(jco/AFP)
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