Nach über 50 Jahren Bürgerkrieg Kolumbianische Regierung und Farc-Rebellen schließen Waffenstillstand

Havana · Nach über 50 Jahren Gewalt sollen in Kolumbien die Waffen schweigen. Die Farc-Guerilla will dem Kampf abschwören und ihre Ziele künftig politisch verfolgen. Ein Friedensvertrag ist in greifbarer Nähe.

 Präsident Juan Manuel Santos und Farc-Chef Rodrigo Londoño alias "Timochenko" reichen sich die Hände.

Präsident Juan Manuel Santos und Farc-Chef Rodrigo Londoño alias "Timochenko" reichen sich die Hände.

Foto: afp, ar

Nach über 50 Jahren Bürgerkrieg haben die kolumbianische Regierung und die linke Guerillaorganisation Farc einen Waffenstillstand geschlossen. Unterhändler beider Seiten unterzeichneten im Beisein von Präsident Juan Manuel Santos und Farc-Chef Rodrigo Londoño alias "Timochenko" das Abkommen am Donnerstag in der kubanischen Hauptstadt Havanna.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, der Präsident des UN-Sicherheitsrats, François Delattre, sowie der Präsident der UN-Vollversammlung, Mogens Lykketoft, nahmen an der Zeremonie teil. Auch Venezuelas Präsident Nicolás Maduro, Chiles Staatschefin Michelle Bachelet, Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto und der salvadorianische Staatschef Salvador Sánchez Cerén waren für die Vertragsunterzeichnung auf die Karibikinsel gereist.

In dem Abkommen verpflichteten sich die Rebellen, die Waffen niederzulegen und künftig mit politischen Mitteln für ihre Ziele zu kämpfen. Im Gegenzug sollen Militär und Polizei die demobilisierten Guerilleros beschützen. Als die Farc in den 1980er Jahren mit der Unión Patriótica bereits einmal die politische Bühne betrat, töteten rechte Paramilitärs Tausende ihrer Mitglieder.

"Der Waffenstillstand ist ein unabdingbarer Schritt, damit die Menschen in Kolumbien in Frieden und versöhnt leben können", sagte die Kolumbienreferentin des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Monika Lauer Perez. "Beide Seiten haben erkannt: Jetzt ist der Zeitpunkt für eine Politik ohne Waffen."

Der Waffenstillstand gilt als Voraussetzung für einen Friedensvertrag, über den beide Seiten seit Ende 2012 verhandeln. Im Bürgerkrieg zwischen linken Guerillagruppen, rechten Paramilitärs und den Streitkräften wurden in dem südamerikanischen Land seit Anfang der 1960er Jahre rund 220 000 Menschen getötet.

Der Friedensvertrag könnte nun zügig unterzeichnet werden. Die Unterhändler einigten sich bereits auf eine Übergangsjustiz, Sozialprogramme sowie die politische Partizipation der Guerilla.
Präsident Santos sagte zuletzt, die Verhandlungen könnten bis zum kolumbianischen Unabhängigkeitstag am 20. Juli abgeschlossen sein.

(dpa)
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