Kommentar Seifenoper im Elysée: Der ausweichende Präsident

Paris · Immer, wenn man glaubt, es könne für François Hollande nicht noch schlimmer kommen, dann kommt es doch noch schlimmer.

Das war schon im vergangenen Herbst der Fall, als der Wirbel um die umstrittene Abschiebung eines Roma-Mädchens beim Schulausflug die vorangegangene Revolte der "Rotmützen" und den Protest gegen die Hochsteuerpolitik der Regierung noch toppte. Eigentlich wollte der Präsident diese unglückliche Episode vergessen machen und 2014 unter einem neuen Stern beginnen: Tatsächlich weckt der angebotene "Pakt der Verantwortung" mit den Unternehmern — im Klartext: weniger Abgaben für mehr Arbeitsplätze — Hoffnungen auf einen sozialliberaleren Richtungswechsel in der französischen Wirtschaftspolitik, der helfen könnte, das Land aus der Krise zu ziehen.

Allein: Der neue, diesmal private Wirbel an der Staatsspitze hat den ersten großen Auftritt des Präsidenten vor der Presse unweigerlich überschattet. Seit die angebliche Liebesaffäre Hollandes mit einer Schauspielerin in der Welt ist, dominiert der Eindruck, der Präsident habe einmal mehr die Dinge nicht im Griff. Das ist vor allem deshalb dramatisch, weil Hollande seit seinem Amtsantritt ohnehin schon Fehlschlag an Fehlschlag reiht. Ganz abgesehen davon, dass sich der Sozialist im Wahlkampf als "Monsieur Normal" und Saubermann ausgegeben hatte, der als Präsident "in jeder Hinsicht vorbildlich" sein werde.

Das ist Julie Gayet
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Es stimmt: Auch ein François Hollande hat ein Recht auf sein Privatleben. Wenn aber — wie in seinem Fall — alles zusammenkommt, dann wird es durchaus auch ein öffentliches Problem. Zumal die Franzosen zu Recht gerne wissen möchten, wer nun wirklich die "Premiere Dame" — oder besser gesagt "Erste Freundin" - im Lande ist. Immerhin hat diese, auch als unverheiratete Partnerin, Anrecht auf ein Büro im Elysée-Palast sowie einen Stab von Mitarbeitern — auf Kosten des Steuerzahlers.

Spätestens da hört die Privatsphäre auf. Doch all diese Fragen ließ der Präsident unbeantwortet - einmal mehr, ein Versuch, Zeit zu gewinnen und sich wegzuschleichen, so wie er es offenbar nachts auf dem Motorroller macht.

(RPO)
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