Nach Aufruf zum Heiligen Krieg gegen Schweiz Kopfschütteln über Gaddafi

Benghasi (RPO). Der libysche Staatschef Muammar al Gaddafi hat alle Muslime zum Heiligen Krieg gegen die Schweiz aufgerufen. Als Grund nannte er das Schweizer Minarettverbot. Gaddafi forderte die Muslime in aller Welt dazu auf, Schweizer Produkte zu boykottieren und ihre See- und Flughäfen für die Schiffe und Flugzeuge der Eidgenossen zu sperren. Weltweit schlägt dem Staatschef Empörung entgegen.

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Foto: AP

Die Schweiz sei ein Staat der Ungläubigen, in dem Moscheen zerstört würden, erklärte Gaddafi am Donnerstag in Benghasi, sagte Gaddafi. "Jeder Muslim in der Welt, der mit der Schweiz zusammenarbeitet, ist ein Abtrünniger und gegen (den Propheten) Mohammed, Gott und den Koran", sagte der Staatschef.

"Die Massen der Muslime müssen zu allen Flughäfen in der Islamischen Welt strömen und jedes Schweizer Flugzeug an der Landung hindern, sie müssen zu allen Häfen gehen, und jedes Schweizer Schiff am Anlegen hindern, sie müssen alle Geschäfte und Märkte durchforsten, um den Verkauf irgendeines Schweizer Produkts zu stoppen", sagte Gaddafi.

Die Schweizer Regierung wollte zu dem Aufruf Gaddafis nicht Stellung beziehen. Die diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Staaten waren 2008 nach der Festnahme eines Sohns Gaddafis in Genf abgebrochen worden. Er war beschuldigt worden, Hausangestellte misshandelt zu haben.

"Lasst uns kämpfen gegen die Schweiz, den Zionismus und ausländische Aggression", sagte Gaddafi. Der Kampf gegen die Schweiz müsse mit allen Mitteln geführt werden.

Empörung über Gaddafis Vorstoß

Der Dschihad-Aufruf des libyschen Machthabers Muammar el Gaddafi gegen die Schweiz ist mit Empörung aufgenommen worden. Derartige Erklärungen eines Staatschefs seien "im Rahmen der internationalen Beziehungen inakzeptabel", sagte UN-Generaldirektor Sergej Ordzhonikidse am Freitag in Genf. Frankreich wies den Appell als "nicht hinnehmbar" zurück.

Ordzhonikidse erklärte, die UN-Vertretung in Genf sei auch nach dem Appell Gaddafis ausreichend durch Sicherheitskräfte geschützt. "Unsere Sicherheitsdienste haben alle Macht, das Wissen und die Ausbildung, um jeden Versuch zu verhindern, den Sicherheitsbereich des UN-Geländes zu verletzen", sagte der Generaldirektor.

Der französische Außenamtssprecher Bernard Valero forderte, Libyen und die Schweiz müssten ihren Streit in Verhandlungen austragen. Die französische Regierung unterstütze die dahingehenden Bemühungen der Europäischen Union. Ein Sprecher der EU-Außenministerin Catherine Ashton sagte in Brüssel, die Äußerungen Gaddafis - wenn sie so stimmten - kämen "zu einem ungünstigen Zeitpunkt", da Bern und Tripolis gerade dabei seien, ihre Differenzen beizulegen.

Die Schweizer hatten Ende November in einem Referendum mit breiter Mehrheit für ein Bau-Verbot für Minarette gestimmt. Die Beziehungen zwischen Libyen und der Schweiz gelten als zerrüttet, seit im Juli 2008 ein Sohn Gaddafis in Genf vorübergehend festgenommen worden war. Wenig später wurden in Libyen zwei Schweizer Staatsbürger unter dem Vorwurf des "illegalen Aufenthalts" und "illegaler wirtschaftlicher Aktivitäten" festgenommen.

Erst Anfang der Woche konnte einer der Schweizer Geschäftsmänner nach monatelangem diplomatischem Tauziehen das nordafrikanische Land verlassen. Der zweite Schweizer wird weiterhin in Libyen festgehalten und verbüßt eine viermonatige Haftstrafe.

(RTR/rm)
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