Lamm mit Kartoffeln Kritik an Nationalgericht: US-Botschafter verärgert die Briten

London · Der US-Botschafter in Großbritannien hat es in diesen Tagen nicht leicht. Denn er wagt es, in einem Interview offen zu sagen, dass er eines britischen Nationalgerichtes überdrüssig sei. Dafür musste er sich nicht nur Kritik anhören, sondern löste auch eine recht eigene und selbstironische Diskussion aus.

Matthew Barzun, US-Botschafter in Großbritannien, mit US-Präsident Barack Obama (v.l.).

Matthew Barzun, US-Botschafter in Großbritannien, mit US-Präsident Barack Obama (v.l.).

Foto: afp, SL/JR

Die Briten lieben es, doch der US-Botschafter in London ist offenbar weniger davon angetan: Lamm mit Kartoffeln, eines der Nationalgerichte. In einem Interview mit dem Magazin "Tatler" hatte der Diplomat auf die Frage, was er auf einer perfekten Dinner-Party auf dem Tisch habe wollen würde, mit den Worten: "Ich sage Ihnen, was ich nicht servieren würde: Lamm mit Kartoffeln."

Seit er in Großbritannien sei, habe er "mindestens 180 Mal Lamm mit Kartoffeln gegessen. Es gibt Grenzen und diese Grenzen habe ich hiermit erreicht", so Matthew Barzun. Für manchen britischen Koch war mit dieser Aussage aber auch die Grenze des guten Geschmacks erreicht.

So zitierte die "Daily Mail" Rowley Leigh, Küchenchef in einem Restaurant, dass die Amerikaner Lamm gar nicht richtig zu schätzen wüssten. Sie würden eher Rindfleisch mögen, aber es gebe nichts Besseres als Lamm nach englischer Art — mit Minze oder Gelee. Und dann fügte er noch hinzu: "Vielleicht ist er ein nicht sehr anspruchsvoller Charakter, obwohl man ja nicht unhöflich gegenüber dem amerikanischen Botschafter sein will." Andere Küchenchefs wiederum schlugen vor, dem Botschafter doch direkt ihre Variante zuzubereiten, damit er wieder Geschmack daran findet.

Auch die britischen Medien beschäftigten sich mit der Frage rund um Lamm und Kartoffeln. So überschrieb der britische "Guardian" einen Artikel mit den Worten: "Wie kann es jemand wagen, britisches Essen zu kritisieren?" Was folgt ist ein süffisant geschriebener Artikel, in dem etwa zu lesen ist, dass "unverdauliches Abendessen" das Land groß gemacht habe. Niemals sollte jemand, der nach Großbritannien kommt, das Essen kritisieren, so die Zeitung in Anspielung darauf, wie sehr dies das Ehrgefühl der Briten verletze. Schließlich hätten sie schon Dekaden damit verbracht, den Eindruck abzuwenden, dass die Engländer Idioten mit schlechten Zähnen sind und auf einem nebeligen Felsen im Meer lebten.

Und an die Briten selbst gerichtet, schreibt die Zeitung: "Wir sollten stolz sein auf unser traditionelles Essen, das nach nichts schmeckt und die Konsistenz von feuchtem Kies hat. Wir sollten überglücklich über die Tatsache sein, dass wir Innereien in eine Kuchenform packen und es 'Pudding' nennen."

Die britische BBC beschäftigte sich ebenfalls mit dem diplomatischen Fauxpas — und zwar ganz sachlich. Die Senderkette verglich den Verbrauch von Lammfleisch in Großbritannien und den USA mit dem Ergebnis, dass er in England wesentlich höher ist. Und dann folgt sogar noch ein geschichtlicher Abriss über die Bedeutung des Lammfleisches für die Briten.

Dass er damit so viel Wirbel auslösen würde, damit hatte US-Botschafter Barzun sicherlich nicht gerechnet. Doch es ist nicht die erste diplomatische Panne zwischen den USA und Großbritannien. So musste sich die britische Botschaft erst vor wenigen Tagen entschuldigen, weil sie auf Twitter das Foto einer Torte inklusive Weißem Haus veröffentlichte und In Erinnerung an die Zerstörung Washingtons durch britische Truppen während des Britisch-Amerikanischen Krieges 1814 scherzte, dass diesmal nur die Wunderkerzen brennen würden.

(das)
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