Machtkampf in der Elfenbeinküste Laurent Gbagbo lässt es auf Krieg ankommen

Abidjan (RPO). Laurent Gbagbo weicht keinen Schritt zurück. Und so verschärft der abgewählte Präsident die Lage an der Elfenbeinküste. Die Gefahr eines Bürgerkriegs wächst. Dabei war Gbagbo einst selbst ein Kämpfer für die Demokratie – und hat eine ähnliche Situation wie jetzt schon einmal erlebt, wenn auch aus einem ganz anderen Blickwinkel.

 Laurent Gbagbo wurde im Jahr 2000 zum Präsidenten gewählt.

Laurent Gbagbo wurde im Jahr 2000 zum Präsidenten gewählt.

Foto: AFP, AFP

Abidjan (RPO). Laurent Gbagbo weicht keinen Schritt zurück. Und so verschärft der abgewählte Präsident die Lage an der Elfenbeinküste. Die Gefahr eines Bürgerkriegs wächst. Dabei war Gbagbo einst selbst ein Kämpfer für die Demokratie — und hat eine ähnliche Situation wie jetzt schon einmal erlebt, wenn auch aus einem ganz anderen Blickwinkel.

Der Druck wird immer stärker. Nun reiste sogar eine ranghohe Delegation der westafrikanischen Staatengemeinschaft Ecowas in die Elfenbeinküste, um Gbagbo zum Rücktritt zu drängen. Der hatte den Wahlsieg seines Kontrahenten nicht anerkennen wollen und sich ebenso wie Alassane Outtara vereidigen lassen.

Ähnlich sah die Situation 2000 aus, dem Jahr, als Gbagbo zum Präsidenten gekürt wurde. Damals trat er gegen den General Robert Guei an und gewann sie. Guei wollte den Sieg des Gegners nicht anerkennen, so wie es jetzt Gbagbo. Und so mobilisierte der eigentliche Wahlsieger seine Massen, die auf den Straßen für ihn kämpften, bis sich Guei schließlich geschlagen gab.

Umso mehr verwundert es, dass der 65-Jährige so eisern an seinem Amt festhält, zumal der Druck diesmal nicht nur von der Straße her aufgebaut wird, sondern auch von der internationalen Gemeinschaft kommt. Gbagbo aber sieht dahinter eine Verschwörung der Franzosen und Amerikaner, wie er in einem Interview verriet.

Erst in der Stichwahl verloren

Gbagbo ist verblendet von dem festen Glauben, die Wahl gewonnen zu haben. Schließlich ging er aus der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen als Favorit hervor, unterlag dann allerdings in der Stichwahl Outtara. Und so wendet er sich nun endgültig von den Idealen ab, mit denen er einst selbst in die Politik ging.

Der abgewählte Präsident saß einst selbst in politischer Haft und ging zwischenzeitlich ins Exil, weil er für die Demokratie und die Einführung des Mehrparteiensystems kämpfte. Sein Feind hatte einen Namen: Felix Houphouet-Boigny, der Mann, der jahrzehntelang die Elfenbeinküste regierte. Gegen ihn konnte er nicht bestehen. Nicht einmal, als er tatsächlich gegen ihn in einer Präsidentenwahl antreten konnte.

Das war 1990. Drei Jahre später starb der Machthaber, und Gbagbo konnte seinen Ruf als bedeutenster Oppositionspolitiker derart stärken, dass er schließlich im Jahr 2000 Präsident wurde.

Und der frühere Geschichtsprofessor veränderte das Land zunächst tatsächlich zum Positiven. So sollte es keinen Personenkult mehr geben. Porträts des Präsidenten in öffentlichen Gebäuden waren nicht mehr Pflicht, und auch die Medien waren nicht mehr gezwungen, ihn zu huldigen.

Wahl mehrfach verschoben

Fünf Jahre später aber hatte sich das Blatt gewendet. Zermürbt von dem Bürgerkrieg zwischen seinen Soldaten und den Rebellen im Norden, ließ er die Präsidentschaftswahlen immer wieder verschieben - sechsmal insgesamt. Und auch nach der Wahlniederlage lässt er einfach nicht von seinem Amt los.

Ein britischer Unternehmer, der Gbagbo im Jahr 1997 traf, beschrieb den Ex-Präsidenten gegenüber der BBC so: "Er verbrachte 40 Jahre seines Lebens damit, eine Randfigur zu sein, und schien für immer eine untergeordnete Rolle zu spielen. Der Erfolg kam spät in seinem Leben, und jetzt klammern sich er und seine Leute mit allen Mitteln, die sie haben, an die Macht."

Ob ihm das aber noch lange gelingt, ist fraglich. Denn nicht nur sein Kontrahent, sondern auch die westafrikanische Staatengemeinschaft werden alle Hebel in Bewegung setzen, um ihn aus dem Amtssitz zu entfernen, schließlich gilt es jetzt, einen erneuten blutigen Bürgerkrieg zu verhindern.

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