Politische Krise Fünf Polizisten bei Ausschreitungen in Mazedonien getötet

Sopje · Bei einem Feuergefecht mit einer bewaffneten Gruppe in der mazedonischen Stadt Kumanovo sind fünf Polizisten getötet und mehr als 30 weitere verletzt worden. Innenministerin Gordana Jankulovska sagte am späten Samstagabend, die Polizei sei in der Nachbarschaft Diva Naselba im Westen der Stadt mit automatischen Waffen und Sprengsätzen angegriffen worden.

Mazedonien: Aufständische töten fünf Polizisten
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Aufständische töten fünf Polizisten in Mazedonien

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Weinend beschrieb sie die getöteten Beamten als "Helden, die heute ihre Leben für die Republik Mazedonien gelassen haben". Das Land steckt in einer politischen Krise, die Zweifel an der Stabilität der Balkan-Nation nährt.

Eine "Terroristengruppe" sei aus einem nicht näher genannten Nachbarland in Mazedonien eingedrungen, sagte Jankulovska. Sie habe geplant, "die momentane politische Situation auszunutzen, um Angriffe auf staatliche Einrichtungen auszuführen". Mehr als 20 Mitglieder der bewaffneten Gruppe hätten sich ergeben. Der Polizeieinsatz sei jedoch noch nicht vorbei, weil andere Angreifer weiterkämpften, sagte die Innenministerin.

Der Schusswechsel am Samstag kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Mazedonien mit der tiefsten politischen Krise seit der Unabhängigkeit vom früheren Jugoslawien 1991 ringt. Regierung und Opposition werfen sich gegenseitig vor, das Land destabilisieren zu wollen, um an der Macht zu bleiben beziehungsweise sie zu erlangen. Beobachter befürchten, dass die Anführer beider Seiten bereit sind, aus politischen Zwecken ethnische Zusammenstöße zu provozieren.

Kumanovo ist ethnisch geteilt und liegt etwa 40 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Skopje in der Nähe der Grenze zum Kosovo und zu Serbien. 2001 gab es dort monatelange Kämpfe zwischen Regierungstruppen und ethnischen Albanern, die mehr Rechte forderten. Albaner stellen rund ein Viertel der zwei Millionen Einwohner Mazedoniens.

Auf Luftbildern des Einsatzgebiets waren schwarze Rauchsäulen über Häusern zu sehen. Zivilisten flohen aus der Gegend. Der mazedonische Präsident Gjorge Ivanov eilte von seinem Besuch bei den Feiern zur Siegesparade anlässlich des 70. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkriegs in Moskau so schnell wie möglich zurück in die Heimat. Sein Büro teilte mit, der Nationale Sicherheitsrat werde einberufen.

Die EU-Delegation in Mazedonien mahnte am Samstag zur Ruhe und zur Klärung der Fakten. Die US-Botschaft äußerte Bedauern über den Verlust von Menschenleben und erklärte, man verfolge die Situation genau. Mazedoniens nördlicher Nachbar Serbien schickte Spezialeinheiten der Polizei als Verstärkung in die Grenzregion.

Der Politikexperte Saso Ordanovski sagte in einer Debatte des lokalen Fernsehsenders 24 Vesti, die Mitglieder der bewaffneten Gruppe in Kumanovo seien Söldner. Irgendjemand habe sie dafür bezahlt, das Thema zu ändern, über das im Moment im Land debattiert werde.

Am Freitag waren Tausende Oppositionsunterstützer zu landesweiten Protesten gegen Polizeigewalt auf die Straßen gegangen. Die Demonstrationen waren ausgebrochen, nachdem Oppositionschef Zoran Zaev die Regierung des Versuchs der Verschleierung einer Tötung eines 22-Jährigen durch die Polizei im Jahr 2011 bezichtigt hatte.

(ap)
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