Auswärtiges Amt Drei weitere Deutsche in der Türkei in Haft

Istanbul · Seit dem Putschversuch vor einem Jahr geht die türkische Regierung gegen mutmaßliche Gegner vor. Sie ließ auch deutsche Staatsangehörige festnehmen – und zwar mehr als bisher bekannt.

 Protest für inhaftierte Übersetzerin Mesale Tolu Corlu (Archiv).

Protest für inhaftierte Übersetzerin Mesale Tolu Corlu (Archiv).

Foto: dpa, puc vge

Seit dem Putschversuch vor einem Jahr geht die türkische Regierung gegen mutmaßliche Gegner vor. Sie ließ auch deutsche Staatsangehörige festnehmen — und zwar mehr als bisher bekannt.

Die Zahl der nach dem Putschversuch in der Türkei festgenommenen Deutschen hat sich von sechs auf neun erhöht. Darunter seien sieben Männer und zwei Frauen, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amts, Martin Schäfer, am Freitag in Berlin. Er kritisierte, dass sein Ministerium in zwei der drei neuen Fälle nicht von der türkischen Regierung unterrichtet worden sei und dass die deutsche Botschaft bisher keinen der drei Festgenommenen besuchen konnte.

Die Informationen zu allen drei Fällen seien neu — und zum Teil unbestätigt, sagte Schäfer. Die Informationen zu den Festnahmen hätten die deutschen Behörden teilweise auf informellen Wegen erreicht. "Wir gehen dem mit Hochdruck nach, weil uns das Schicksal dieser Menschen am Herzen liegt", fügte der Sprecher hinzu.

Jüngste Festnahme vor wenigen Tagen

Bei den drei neuen Fällen handelt es sich den Angaben Schäfers zufolge um einen Deutsch-Türken, der seit Ende Mai in Haft ist. Ein Antrag auf Haftbesuch von deutscher Seite sei abgelehnt worden. Hinzu komme eine deutsche — und mutmaßlich auch türkische — Staatsangehörige, die seit der zweiten Juni-Woche in Haft sei. Auch hier werde versucht, Zugang zu der Betroffenen zu bekommen.

Der dritte Fall sei ein Deutscher, der vor wenigen Tagen in Istanbul festgenommen worden sein soll. Die genauen Vorwürfe nannte Schäfer nicht. Sie stünden aber im Zusammenhang mit dem Umsturzversuch vom Juli 2016.

Zur Frage, ob unter den Verhafteten auch Journalisten seien, sagte der Sprecher: "Ich glaube das nicht, kann das aber nicht völlig ausschließen." Es handele sich aber um Strafvorwürfe im Zusammenhang mit dem Putschversuch. Der deutsch-türkische "Welt"-Korrespondent Deniz Yücel sitzt seit 27. Februar in Untersuchungshaft. Zu den Häftlingen gehört auch die deutsche Übersetzerin Mesale Tolu Corlu. Beiden wird Terrorpropaganda vorgeworfen.

(wer/dpa/AFP)
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