Explosionen in Afghanistan Dutzende Tote bei Doppelanschlag in Kabul

Kabul · Die afghanische Hauptstadt Kabul ist am Montag von zwei Anschlägen erschüttert worden. Dabei kamen nach offiziellen Angaben mehrere Menschen ums Leben.

Afghanische Sicherheitskräfte in der Nähe des Anschlagsortes.

Afghanische Sicherheitskräfte in der Nähe des Anschlagsortes.

Foto: rtr, AM/MI/yh

Die afghanische Hauptstadt Kabul ist am Montag von zwei Anschlägen erschüttert worden. Dabei kamen mindestens 25 Menschen ums Leben. Die Terrormiliz IS reklamierte den Doppelanschlag für sich. Einen weiteren Anschlag mit mindestens elf toten Kindern gab es in Kandahar.

Bei einem Doppelanschlag in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind mindestens 25 Menschen getötet worden. Unter den Opfern sind auch mindestens fünf Journalisten, die auf dem Weg zum ersten Anschlagsort waren. Mindestens 49 weitere Menschen seien verletzt worden, sagte Polizeisprecher Hashmat Stanakzay am Montag. Das Gesundheitsministerium meldete nur 21 Tote. Afghanische Regierungssprecher sind aber bekannt dafür, Opferzahlen für die Öffentlichkeit kleinzuhalten.

Die Terrormiliz IS reklamierte den Doppelanschlag über Propagandakanäle im Internet für sich. In der Provinz Nangarhar sei ein Polizeimitarbeiter ebenfalls bei einem Anschlag gestorben, berichteten afghanische Medien.

Die beiden Anschläge in der Hauptstadt wurden kurz hintereinander während des morgendlichen Berufsverkehrs im Viertel Schaschdarak verübt. Ein Selbstmordattentäter auf einem Motorrad habe die erste Detonation an einer Kontrollstelle nahe des Geheimdienstquartiers ausgelöst, sagte Polizeisprecher Hashmat Stanakzay. Bei den Opfern handle es sich um Zivilisten, berichteten Medien unter Berufung auf Sicherheitskräfte. In dem Stadtviertel befinden sich auch die US-Botschaft und das Nato-Hauptquartier.

Wenig später wurde eine zweite Bombe in demselben Stadtviertel in einer Gruppe von Journalisten gezündet, sagte der Polizeisprecher. Dabei seien mehrere Journalisten getötet oder verletzt worden. Der Chef-Fotograf der französischen Nachrichtenagentur AFP, Shah Marai, war unter den Todesopfern, wie die Agentur bei Twitter mitteilte.

AFP-Informationsdirektorin Michèle Léridon würdigte den getöteten Fotografen bei Twitter für seine "außergewöhnliche Stärke, seinen Mut und seine Großzügigkeit". Von oft "traumatischen und schrecklichen Ereignissen" habe er mit "vollendeter Professionalität" berichtet. Sein Tod sei ein "schrecklicher Schlag" für die "tapferen Mitarbeiter" des AFP-Büros in Kabul sowie für die gesamte Nachrichtenagentur.

Der Selbstmordattentäter des zweiten Anschlags hatte sich laut Berichten als Journalist ausgegeben und eine Kamera getragen. Die Bombe explodierte, als Helfer sich um die Verletzten des ersten Anschlags kümmerten.

Zu der genauen Zahl der getöteten Journalisten gab es unterschiedliche Angaben. Laut Gesundheitsministerium waren es fünf, dem Afghanischen Sicherheitskomitee für Journalisten (AJSC) zufolge waren es sieben. Die meisten arbeiteten demnach für afghanische Medien.

"Dieser Vorfall zeigt, dass Afghanistan, wo es häufig zu Gewalt gegen Reporter und Tötungen von Reportern kommt, das gefährlichste Land für Journalisten ist", sagte der AJSC-Vorsitzende Nadschib Scharifi. Derartige Vorfälle seien eine große Bedrohung für die Meinungs- und Pressefreiheit.

Wenige Stunden nach dem Doppelanschlag in Kabul wurde bei einem Angriff im Osten Afghanistans zudem ein Reporter des britischen Rundfunksenders BBC getötet. In einer in Kabul veröffentlichten Mitteilung informierte der Sender über den Tod des afghanischen Reporters Ahmad Shah. Der Angriff habe sich in der afghanischen Provinz Chost ereignet.

Auch in Kandahar gab es am Montag einen Anschlag,bei dem mindestens elf Kinder getötet wurden. Der Selbstmordanschlag sei im Süden des Landes auf einen Nato-Konvoi verübt worden, die Kinder hätten sich um den Konvoi geschart, teilten Behördenvertreter mit. Bei dem Anschlag nahe dem Flughafen der Stadt Kandahar wurden demnach 16 weitere Menschen verletzt, unter ihnen fünf rumänische Soldaten.

Bei den Explosionen vom Montag handelt es sich bereits um den achten größeren Anschlag in Kabul seit Jahresanfang. In den ersten vier Monaten des Jahres wurden in der afghanischen Hauptstadt Hunderte Menschen getötet und verletzt.

In der Provinz Nangarhar wurde außerdem bei einem Anschlag der Chef der Kriminalpolizei des Distrikts Behsud getötet. Der Vize-Bezirksgouverneur sowie drei weitere Polizisten seien verletzt worden, berichtete der Sender Tolo News unter Berufung auf Behörden. Zuerst war von fünf Verletzten die Rede gewesen. Diesen Anschlag reklamierte bisher niemand für sich.

(das/togr/dpa/AFP)
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